Tragödie am Traunstein: Wanderin stirbt, nachdem sie von mehreren Spitälern abgewiesen wurde
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Tragödie am Traunstein: Wanderin stirbt, nachdem sie von mehreren Spitälern abgewiesen wurde

Tragödie am Traunstein: Wanderin stirbt, nachdem sie von mehreren Spitälern abgewiesen wurde

Ein erneuter tragischer Zwischenfall erschüttert Oberösterreich: Eine 63-jährige Wanderin aus Bayern verunglückte am Mittwoch schwer am Traunstein und verstarb kurz darauf – nachdem sie nicht in das nahegelegene Salzkammergut Klinikum Gmunden gebracht werden konnte. Der Fall sorgt für Entsetzen und erinnert an den jüngsten Skandal um eine Rohrbacherin, die nach mehrfacher Spitalsabsage ums Leben gekommen war.

Dramatische Entdeckung am Berg

Die Bergsteiger Gerhard Ohler und Rudolf Habl aus Altmünster machten die entsetzliche Entdeckung. Beim Abstieg vom Traunstein entdeckten sie zunächst eine Blutspur, dann eine Trinkflasche und schließlich einen verlassenen Rucksack abseits des Weges. Kurz darauf fanden sie die schwer verletzte Frau – etwa 50 bis 70 Meter unterhalb des Pfades, mit massiven Kopfverletzungen, an einem Felsen liegend.

„Sie atmete nur noch schwach, sie muss dort schon mehrere Stunden gelegen haben“, berichtete einer der Retter tief betroffen. Sofort alarmierten sie die Bergrettung Gmunden und den Notarzt. Aufgrund des unwegsamen Geländes konnte die Verletzte nur mit dem Helikopter per Tau geborgen werden.

Kampf um jede Minute

Vor Ort versuchte der Notarzt, die Frau zu stabilisieren – doch ihr Zustand war kritisch. Sie sollte zur Erstversorgung ins Salzkammergut Klinikum Gmunden geflogen werden, bevor eine Weiterverlegung nach Wels erfolgen sollte. Doch dann kam die schockierende Nachricht:

„Aus Gmunden kam die Absage – der Schockraum sei belegt“, erinnert sich Stefan Oberkalmsteiner, Ortsstellenleiter der Bergrettung Gmunden, der selbst an der Rettungsaktion beteiligt war.

Diese Entscheidung kostete wertvolle Zeit. Statt in das nur wenige Flugminuten entfernte Krankenhaus gebracht zu werden, musste die schwer verletzte Wanderin auf einer Lichtung am Fuße des Traunsteins, quasi auf einer Wiese, notdürftig versorgt werden.

„Wir haben sie dort intubiert und stabilisiert, so gut es ging. Natürlich ist das keine ideale Umgebung für eine solche Notversorgung“, so Oberkalmsteiner weiter.

Weiterflug nach Wels – zu spät

Nachdem klar war, dass in Gmunden kein Platz frei war und auch der Schockraum in Vöcklabruck bereits belegt war, blieb nur der Transport in das Klinikum Wels. Dort wurde die 63-Jährige schließlich aufgenommen. Doch ihre Verletzungen waren zu schwer – am Freitagmorgen erlag sie ihren Blessuren.

Zu diesem Zeitpunkt war das medizinische Personal in Gmunden mit einem anderen Notfall beschäftigt, weshalb der Schockraum blockiert blieb.

„Dass wir einen lebensbedrohlich verletzten Menschen nicht ins nächste Spital bringen konnten, weil kein Platz war – das habe ich so noch nie erlebt“, sagte Oberkalmsteiner fassungslos.

Kritik an der Spitalsorganisation

Der tragische Tod der Wanderin wirft erneut ein grelles Licht auf die angespannte Situation in der österreichischen Krankenhauslandschaft. Erst vor wenigen Tagen hatte der Fall einer Rohrbacherin landesweit Empörung ausgelöst, nachdem sie in mehreren Spitälern abgewiesen worden war und schließlich verstarb.

Nun wiederholt sich das Drama – diesmal mitten in Oberösterreich.

Viele fragen sich: Wie kann es sein, dass in einem der reichsten Länder Europas ein Notfallpatient abgewiesen wird, weil kein Schockraum frei ist?

Sanitäter und Ärzte weisen seit Langem auf die Überlastung der Spitäler, den Personalmangel und die unzureichende Notfallkoordination hin. „Wir sind an der Grenze des Machbaren“, erklärte ein anonymer Krankenhausmitarbeiter gegenüber der Kronen Zeitung. „Wenn zwei Notfälle gleichzeitig eintreffen, bricht das System zusammen.“

Emotionen bei den Rettern

Für die freiwilligen Bergretter, die an jenem Tag im Einsatz waren, bleibt das Erlebnis ein Schock. Sie kämpfen nicht nur mit der Erinnerung an den tragischen Fund, sondern auch mit dem Gefühl, alles getan zu haben – und doch zu spät gekommen zu sein.

„Wir haben alles versucht, aber ihr Zustand war einfach zu kritisch. Ich hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt noch zwei Tage überlebt“, sagte Oberkalmsteiner leise.

Auch die Ersthelfer Ohler und Habl sind tief betroffen:
„Man will helfen, man ruft an, man organisiert – und dann heißt es: kein Platz. Das ist schwer zu begreifen.“

Forderung nach Konsequenzen


Nach diesem erneuten Todesfall fordern nun zahlreiche Stimmen aus Politik und Bevölkerung eine Untersuchung und strukturelle Konsequenzen. Die Frage steht im Raum, ob die Spitalsorganisation im Salzkammergut ausreichend auf Notfälle vorbereitet ist und warum keine alternativen Versorgungswege schneller aktiviert wurden.

Gesundheitsexperten mahnen seit Langem, dass zu wenig Reserven im System bestehen. Besonders in ländlichen Regionen seien Notaufnahmen häufig unterbesetzt oder überfordert.

Ein tragisches Symbolsystemversagens

Der Tod der Wanderin aus Bayern ist mehr als ein bedauerlicher Einzelfall – er steht sinnbildlich für ein Gesundheitssystem, das in kritischen Momenten nicht mehr funktioniert, wie es sollte.

Ob es künftig gelingt, solche tragischen Situationen zu verhindern, hängt nun von politischen Entscheidungen und strukturellen Reformen ab.

Für die Retter am Traunstein bleibt jedoch nur die bittere Erkenntnis:

„Wir konnten sie finden, wir konnten sie bergen – aber das System hat sie im Stich gelassen.“

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