Pflegemutter soll kleine Klara totgeschuttelt haben – Prozess in Bamberg erschuttert Bayern
Bamberg – Der Tod der kleinen Klara erschuttert seit Monaten viele Menschen in Bayern. Nun steht im Schwurgerichtssaal von Bamberg die Frau vor Gericht, die das einjährige Mädchen in den letzten Lebenswochen betreute: Pflegemutter Daniela D. (33). Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, das Kind am 8. Dezember 2024 derart heftig geschuttelt zu haben, dass es seinen schweren Verletzungen erlag. Die Angeklagte bestreitet die Vorwurfe entschieden.
Tragödie nach Inobhutnahme
Klara war erst wenige Wochen zuvor vom Jugendamt in Obhut genommen worden. Im Oktober 2024 war entschieden worden, dass die 21-jährige leibliche Mutter Jessica M. ihr Kind vorerst nicht allein erziehen könne. Die kleine Klara kam daraufhin in die Pflegefamilie von Daniela D. und ihrem Mann.
Die Entscheidung belastete Jessica M. schwer. Auf sozialen Netzwerken schrieb sie später neben das Sterbebild ihrer Tochter: „Auf einmal bist du nicht mehr da, und keiner kann’s verstehen.“ Sie hoffte, dass ihre Tochter in der Pflegefamilie gut versorgt sei. Doch nur zwei Monate nach der Unterbringung kam die Schocknachricht: Klara lebte nicht mehr.
Notruf am 8. Dezember 2024
Am Abend des 8. Dezember wählte Daniela D. den Notruf. Die Pflegemutter erklärte, das Mädchen sei plötzlich „schlaff“ geworden, während sie es auf dem Arm gehalten habe. Rettungskräfte versuchten, das Kind zu stabilisieren, doch die Verletzungen waren so schwer, dass Ärzte wenig später nur noch den Tod feststellen konnten.
Obduktionsergebnisse und medizinische Feststellungen fuhrten schließlich zu dem Verdacht, Klara könnte durch heftiges Schutteln ums Leben gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft erhob deshalb Anklage gegen Daniela D. wegen Totschlags durch Schutteltrauma.
Auftritt der Mutter im Gerichtssaal
Zum Prozessauftakt erschien auch Klaras leibliche Mutter Jessica M. Sie betrat den Schwurgerichtssaal unterstutzt von ihrem Anwalt Franz Josef Schick. Mit ernster Miene nahm sie Platz – nur wenige Meter gegenuber der Angeklagten. „Ich will Gerechtigkeit und eine Verurteilung“, sagte sie vor Beginn der Verhandlung. Fur sie ist der Tod ihres Kindes bis heute unfassbar.
Das Foto, das Jessica M. vor Gericht bei sich trug, zeigt sie gemeinsam mit ihrer Tochter – ein stilles Symbol dafur, was sie verloren hat.
Angeklagte weist Schuld von sich
Pflegemutter Daniela D. jedoch weist alle Vorwurfe vehement zuruck. „Ich hatte uberhaupt keinen Grund, sie zu schutteln. Ich wollte einem Kind helfen und nun werde ich verdächtigt, es getötet zu haben“, sagte sie mit fester Stimme.
Vor Gericht schilderte sie ihren unerfullten Kinderwunsch und die vergeblichen Versuche, gemeinsam mit ihrem Mann auf naturlichem Wege eine eigene Familie zu grunden. Deshalb hätten sie sich 2022 entschieden, erstmals zwei traumatisierte Geschwisterkinder zur Pflege aufzunehmen. Als Klara vermittelt wurde, habe sie das Mädchen wie jedes andere Pflegekind liebevoll aufnehmen wollen.
Nach ihren Angaben sei der Vorfall am 8. Dezember völlig uberraschend gewesen. Klara sei plötzlich zusammengesackt, sie habe sofort den Notruf gewählt. Die Schuttelvorwurfe bezeichnet sie als „absurd“ und „entsetzlich“.
Schmerz, Vorwurfe und offene Fragen
Der Prozess wirft viele Fragen auf: War Klara in der Pflegefamilie sicher? Wurden Warnsignale ubersehen? Und wie konnte es zu einem so tragischen Ende kommen?
Während die Staatsanwaltschaft auf ein gewaltsames Einwirken deutet, beharrt die Angeklagte darauf, das Kind nie misshandelt zu haben. Fur Jessica M. bleibt der Schmerz unabhängig vom Urteil derselbe – sie hat ihre Tochter verloren, lange bevor sie wieder bei ihr hätte leben durfen.
Der Prozess in Bamberg wird in den kommenden Wochen fortgesetzt. Zahlreiche Zeugen, medizinische Sachverständige und Beteiligte des Jugendamts sollen gehört werden. Ein Urteil wird erst nach eingehender Beweisaufnahme erwartet.




