Vom US-Gouverneur begnadigt: Todeskandidat entgeht in letzter Minute der Todesspritze. Er lehnte sie jedoch ab – „Meine Sünden sind größer als jede Gnade.“
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Vom US-Gouverneur begnadigt: Todeskandidat entgeht in letzter Minute der Todesspritze. Er lehnte sie jedoch ab – „Meine Sünden sind größer als jede Gnade.“

In den USA sorgt ein außergewöhnlicher Fall im Todesstrafensystem fur Aufsehen. Obwohl der Gouverneur von Oklahoma einem zum Tode Verurteilten in letzter Minute die Hinrichtung ersparte, hat der 46-jährige Tremane Wood die Begnadigung uberraschend abgelehnt. Er erklärte, er könne „mit einer solchen Gnade nicht leben“, da die Schuld, die er vor mehr als zwei Jahrzehnten auf sich geladen habe, „zu groß fur Vergebung“ sei.

Begnadigung in letzter Sekunde – und eine unerwartete Reaktion

Eigentlich schien die Entscheidung eine tragische Routine im Todestrakt von Oklahoma zu unterbrechen. Wenige Minuten vor der geplanten tödlichen Injektion entschied Gouverneur Kevin Stitt, die Strafe gegen Wood in lebenslange Haft ohne Bewährung umzuwandeln. Unterstutzt wurde er von einem Bewährungsausschuss, der sich mit drei zu zwei Stimmen fur eine Begnadigung ausgesprochen hatte.

Während Angehörige, Anwälte und Aktivisten erleichtert reagierten, sorgte Wood selbst fur eine Wendung, die im US-Strafvollzug höchst selten ist: Er bat darum, die Entscheidung nicht anzunehmen.

In einer schriftlichen Erklärung sagte er:

„Ich habe einem jungen Mann das Leben genommen. Wenn die Gesellschaft mir vergibt, kann ich dennoch mich selbst nicht freisprechen. Ich habe jahrelang gehofft, dass ich eines Tages Frieden finde – doch Frieden ohne Verantwortung ist ein falscher Frieden.“

Ein Fall, der das Land bewegt

Wood war 2002 wegen der Beteiligung an einem Raububerfall verurteilt worden, bei dem ein 19-jähriger Mann getötet wurde. Er hatte stets bestritten, selbst den tödlichen Schuss abgegeben zu haben, akzeptierte aber im Laufe der Jahre seine Mitverantwortung fur den tragischen Ausgang.

Dass er nun eine Begnadigung ablehnt, obwohl sie seinen Tod verhindert, löste eine Welle unterschiedlicher Reaktionen aus. Menschenrechtsorganisationen sprechen von einem „erschutternden Zeugnis innerer Zerrissenheit“. Andere sehen darin ein Zeichen verzweifelter Selbstaufgabe eines Mannes, der lange im Todestrakt isoliert war.

Sein Anwalt zeigte sich tief betroffen:

„Wir kämpfen monatelang dafur, einen Menschen vor der Hinrichtung zu bewahren. Dass er diese Chance nun ausschlagen will, macht uns fassungslos. Es zeigt aber, wie tief sein Schuldgefuhl verankert ist.“

Psychologische Belastung im Todestrakt

Experten weisen darauf hin, dass die Jahre im Todestrakt oft zu extremen Schuld- und Ohnmachtsgefuhlen fuhren. Der permanente Wechsel zwischen Hoffnung und Angst, ständige Verzögerungen von Exekutionsdaten und die soziale Isolation hinterlassen bei vielen Insassen schwerwiegende psychische Spuren.

Ein ehemaliger Gefängnispsychologe aus Texas erklärt:

„Wenn ein Mensch uber Jahrzehnte weiß, dass sein Leben jederzeit enden kann, kann das Schuldgefuhl eine uberwältigende, alles bestimmende Kraft werden. Manche beginnen zu glauben, sie verdienten nichts anderes als den Tod.“

Nach Angaben von Beobachtern gehört Wood zu jenen Insassen, die oft uber die moralische Dimension ihrer Tat sprechen. Er habe mehrfach betont, dass seine Handlungen „einen unheilbaren Schaden“ angerichtet hätten.

Familie des Opfers gespalten

Auch die Angehörigen des getöteten 19-Jährigen reagierten unterschiedlich. Ein Teil begrußte die Begnadigung und wunschte sich, Wood möge „die Möglichkeit zur Reue vollständig nutzen“. Andere Familienmitglieder äußerten Verständnis fur seine Ablehnung:

„Er kann uns keinen Sohn zuruckgeben. Vielleicht ist das die Strafe, die er fur sich selbst gewählt hat.“

Wie es nun weitergeht

Juristisch gesehen kann ein Begnadigungsverzicht nicht einfach berucksichtigt werden. Die Entscheidung des Gouverneurs ist bindend – Wood wird nicht hingerichtet, selbst wenn er es verlangt. Dennoch prufen nun Juristen und Psychologen, wie mit seiner ungewöhnlichen Haltung umzugehen ist.

Gouverneur Stitt sagte lediglich:

„Der Staat entscheidet uber Strafen, nicht der Verurteilte selbst. Wir haben unser Urteil gefällt.“

Ein seltener Fall in einem Land mit wachsender Zahl an Hinrichtungen

2024 und 2025 verzeichnen die USA die höchsten Hinrichtungszahlen seit uber einem Jahrzehnt. Dass ein Verurteilter eine Begnadigung aktiv ablehnt, ist in diesem Umfeld besonders bemerkenswert – und wirft Fragen uber Schuld, Gerechtigkeit und die Grenzen menschlicher Vergebung auf.

Wood selbst scheint keine Zweifel zu haben. Seine letzten Worte vor der Verlegung aus der Hinrichtungskammer waren schlicht:

„Ich verdiene nicht das Leben, das ihr mir geben wollt.“

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