AfD-Delegation reist nach Sotschi – Kritik an umstrittener Russland-Mission wächst
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AfD-Delegation reist nach Sotschi – Kritik an umstrittener Russland-Mission wächst

Berlin/Sotschi – Während die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland auf einem historischen Tiefpunkt stehen, sorgt ein geplanter Besuch mehrerer AfD-Abgeordneter in Russland fur heftige Diskussionen. Unter dem Motto „Dialog statt Konfrontation“ will eine kleine Delegation der Partei vom 13. bis 17. November an einem sogenannten „Internationalen Symposium im Format BRICS–Europa“ in Sotschi teilnehmen.

Offiziell, so betonen die Beteiligten, gehe es um den „Austausch zwischen europäischen und russischen Kräften“. Inoffiziell jedoch sehen Kritiker in der Reise einen Versuch, die russische Propaganda zu stärken und Kontakte zur politischen Elite des Kremls zu pflegen. Nach Medienberichten nehmen an der Veranstaltung auch mehrere Vertreter kremlnaher Thinktanks und Wirtschaftsfunktionäre teil – Personen, die in der EU teils auf Sanktionslisten stehen.

Organisiert wird die Delegation von Stefan Keuter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag. Keuter erklärte, die Abgeordneten wollten in Russland „fur deutsche Interessen eintreten“. Wörtlich sagte er: „Ein gutes Verhältnis zu Russland liegt im ureigensten deutschen Interesse. Wir durfen den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen.“

Kritiker sehen darin jedoch eine gefährliche Verharmlosung der russischen Aggression. Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine steht Russland international weitgehend isoliert. Sanktionen, politische Spannungen und die zunehmende Nähe des Kremls zu autokratischen Staaten wie China und Iran haben das Vertrauen des Westens erschuttert. Dass ausgerechnet deutsche Abgeordnete einer Oppositionspartei nach Sotschi reisen, empfinden viele als Affront gegenuber der Außenpolitik Berlins und Brussels.

Auch innerhalb Deutschlands löst die Reise Empörung aus. Politiker von SPD, Grunen und CDU werfen der AfD vor, sich als „Sprachrohr Moskaus“ zu präsentieren. „Wer nach Sotschi reist, während in der Ukraine Menschen sterben, hat jedes politische Gespur verloren“, kritisierte ein Bundestagsabgeordneter der Grunen.

Unter den Reisenden ist auch Jörg Urban (61), Fraktions- und Parteichef der AfD in Sachsen. Urban gilt als einer der profiliertesten Russland-Kenner seiner Partei – er studierte in St. Petersburg, ist mit einer Russin verheiratet und betont regelmäßig seine „tiefe kulturelle Verbundenheit“ mit dem Land. Fur ihn ist die Mission nach Sotschi ein Zeichen „fur Verständigung und Frieden“.

Doch Experten fur Desinformationspolitik sehen das anders. Russland nutze solche Einladungen gezielt, um politische Akteure in Europa zu beeinflussen und das Bild eines gespaltenen Westens zu fördern. Das Symposium in Sotschi sei Teil einer Strategie, die darauf abziele, Verständnis fur russische Positionen in der EU zu wecken und Sanktionen zu untergraben.

Die Bundesregierung distanzierte sich entschieden von der AfD-Reise. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte, es handle sich um eine „Privatinitiative ohne offiziellen Charakter“. Deutschland stehe weiterhin fest an der Seite der Ukraine, und „jede symbolische Annäherung an den Aggressor“ schade den Interessen der Bundesrepublik.

In Russland wird der Besuch dagegen mit Wohlwollen aufgenommen. Staatsnahe Medien preisen die AfD-Delegation als „mutige Stimme des Dialogs“. Beobachter werten dies als Propagandamanöver, um den Eindruck zu erwecken, dass es in Deutschland breite Unterstutzung fur eine Annäherung an Russland gebe – was jedoch nicht der Realität entspricht.

Fur die AfD kommt die Reise in einer sensiblen Phase. Während die Partei in Umfragen hohe Werte erzielt, wächst zugleich die Kritik an ihrer außenpolitischen Haltung. Ihre Nähe zu Moskau und die wiederholte Relativierung des Ukrainekriegs stoßen bei vielen Wählern auf Unverständnis.

Ob die Mission nach Sotschi zu einer diplomatischen Geste oder zu einem politischen Eigentor wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Der Besuch zeigt einmal mehr, wie tief die Spaltung innerhalb Deutschlands in der Russland-Frage mittlerweile geworden ist.

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