"Vierzig Messerstiche, Stunden des Schweigens“ – Mutter des getöteten Gianny-Davey fordert Gerechtigkeit und prangert Versagen der Helfer an
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“Vierzig Messerstiche, Stunden des Schweigens“ – Mutter des getöteten Gianny-Davey fordert Gerechtigkeit und prangert Versagen der Helfer an

Ein Mord, der die Niederlande erschuttert

Der gewaltsame Tod des zwölfjährigen Gianny-Davey hat in den Niederlanden eine Welle der Besturzung ausgelöst. Das Kind, das in Amsterdam lebte, verbrachte Ende Dezember ein Wochenende bei seinem Vater in Groningen. Dort wurde er mit insgesamt vierzig Messerstichen getötet. Der Täter: der ehemalige Lebensgefährte seiner Mutter, Curtly E., der während einer schweren psychotischen Episode gehandelt haben soll.

Die Mutter, Gillian Boezerman, erfuhr vom Tod ihres Sohnes aus der Ferne – sie befand sich zum Zeitpunkt des Verbrechens auf dem Weg nach Zurich. Die Fassungslosigkeit uber das, was ihrem Kind widerfahren ist, prägt seither jede ihrer Aussagen. „Du hast ihn erstochen, ermordet und stundenlang dort liegen lassen, ohne Hilfe zu holen“, sagte sie in ihrer Erklärung vor Gericht.

Der letzte Kontakt – und die Stunden des Schweigens

Nach Angaben der Mutter gab es kurz vor der Tat noch eine Nachricht von Gianny-Davey. Nichts deutete auf Gefahr oder Spannungen hin. Dass Curtly E. das Kind erst nach Stunden – und erst, nachdem er erfahren hatte, dass die Mutter in der Schweiz angekommen war – der Polizei meldete, ist fur sie eine Qual, die sich kaum in Worte fassen lässt.

Die Staatsanwaltschaft sieht die Tat jedoch durch einen anderen Blickwinkel: Laut dem Gutachten handelte Curtly E. in einem Zustand völliger Schuldunfähigkeit. Er habe sich in einer schweren Psychose befunden, ausgelöst durch das Absetzen seiner Medikamente und den Tod seines eigenen Vaters wenige Monate zuvor. Daher fordert die Staatsanwaltschaft keine Haftstrafe, sondern eine langfristige Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung.

„Mir ist egal, ob er bei Verstand war oder nicht“ – die Stimme einer gebrochenen Mutter

Fur Gillian Boezerman ist diese Einschätzung unbegreiflich und untragbar. Sie fordert die maximale Strafe, die das Gesetz zulässt. „Mein Sohn ist tot, grausam ermordet von Curtly“, sagte sie. Ihre Worte richteten sich nicht nur an das Gericht, sondern auch an die behandelnden Ärzte, die Sozialdienste und an Curtly selbst.

Die Beziehung zwischen beiden war uber Jahre hinweg von Gewalt geprägt. Bereits 2014 misshandelte Curtly sie schwer, danach wurde bei ihm Schizophrenie diagnostiziert. Mehrfach hörte er auf, seine Medikamente einzunehmen – jedes Mal folgte eine psychotische Episode. Fur die Mutter stellt sich eine zentrale Frage: Wie konnte es passieren, dass ein Mann mit einer derart schweren Vorgeschichte erneut unbeaufsichtigt blieb?

Ein System, das versagt hat?

Der Fall offenbart tiefe Risse im niederländischen Betreuungssystem. Mehrere soziale und medizinische Stellen waren uber Curtlys Zustand, seine Erkrankung und fruhere Gewaltausbruche informiert. Doch offenbar gab es weder konsequente Kontrolle seines Therapieverlaufs noch eine strukturierte Nachbetreuung.

Gillian Boezerman prangert dieses Versagen offen an: „Warum konnte Curtly täglich arbeiten, Entscheidungen treffen, funktionieren – aber soll nicht in der Lage gewesen sein, uber seine Medikamente oder die Tat selbst zu entscheiden?“ Ihre Worte spiegeln die Wut vieler Familien wider, die sich von Behörden im Stich gelassen fuhlen.

Ein Verbrechen mit weitreichenden Folgen

Das Schicksal des jungen Gianny-Davey hat eine Debatte entfacht, die weit uber diesen einzelnen Fall hinausgeht. Es geht um Verantwortung – des Täters, der Behörden, der Gesellschaft. Kann Schuld ausgeschlossen werden, wenn ein Mensch bewusst seine Therapie abbricht? Und wie viel Sicherheit bietet ein System, das psychisch schwer kranke Menschen in die Selbstverantwortung entlässt?

Die Richter mussen nun entscheiden, ob sie der Einschätzung der Staatsanwaltschaft folgen oder den Forderungen der Mutter näherkommen. Klar ist: Die Tat wird das Land noch lange beschäftigen. Und fur eine Mutter bleibt ein Schmerz, der nie heilen wird.

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