Sprengstofffund nach nächtlichem Unfall auf der A4 – Polizei vermutet Verbindung zu Geldautomatensprengern
Frechen – Ein nächtlicher Verkehrsunfall auf der Autobahn 4 hat sich in der Nacht zum Donnerstag zu einem spektakulären Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Sprengstoffexperten entwickelt. Was zunächst wie eine gewöhnliche Kollision zweier Fahrzeuge aussah, entpuppte sich schnell als ein gefährlicher Vorfall mit möglicher Verbindung zur organisierten Kriminalität. Zwei Insassen eines der beteiligten Fahrzeuge flohen nach dem Crash – vermutlich aus gutem Grund: Im Wagen wurden Sprengstoff und mehrere Benzinkanister entdeckt.
Unfall kurz nach Mitternacht – Insassen fliehen in die Dunkelheit
Gegen 0.55 Uhr meldeten Zeugen einen Zusammenstoß zweier Fahrzeuge auf der A4 in Fahrtrichtung Köln, Höhe Frechen. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, bot sich ihnen ein ungewöhnliches Bild: Während der Fahrer des zweiten beteiligten Autos vor Ort war, fehlten von den Insassen eines hochmotorisierten VW Golf R jede Spur.
Laut Polizeiangaben hatten die zwei Personen den schwer beschädigten Wagen verlassen und waren zu Fuß in die Dunkelheit gefluchtet. Trotz sofort eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen – unterstutzt durch Streifenwagen, Diensthunde und einen Polizeihubschrauber – konnten die Fluchtigen zunächst nicht aufgefunden werden.

Sprengstoff und Benzin im Unfallwagen
Als die Polizei das verlassene Fahrzeug uberprufte, wurde klar, warum die Insassen geflohen sein durften. Im Kofferraum und Innenraum befanden sich mehrere Kanister mit Benzin sowie Gegenstände, die eindeutig dem Bereich der Sprengtechnik zugeordnet werden konnten. Darunter befanden sich Bauteile, die häufig bei der Sprengung von Geldautomaten eingesetzt werden.
Aufgrund der unklaren Gefahrenlage errichteten die Einsatzkräfte sofort einen Sperrradius von 150 Metern. Die Autobahn wurde in beiden Fahrtrichtungen vollständig gesperrt. Autofahrer und Lkw-Fahrer mussten ihre Fahrzeuge verlassen; mehrere dutzend Menschen wurden aus Sicherheitsgrunden hinter die Absperrungen gefuhrt.
Sprengstoffexperten fuhren kontrollierte Sprengung durch
Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes wurden zum Unfallort gerufen, um die verdächtigen Gegenstände zu untersuchen. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass im Fahrzeug eine scharfe Sprengladung lag, entschieden sich die Experten fur eine kontrollierte Sprengung.
Gegen 5 Uhr morgens wurde das explosive Material auf ein nahegelegenes Feld gebracht und dort gezielt zur Detonation gebracht. Die Polizei bestätigte später, dass es sich um sprengstoffverdächtige Komponenten handelte, deren genaue Zusammensetzung derzeit untersucht wird.
Die vollständige Sperrung der A4 dauerte mehrere Stunden und fuhrte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen im fruhen Berufsverkehr.

Falsche Festnahme während der Fahndung
Während der Sperrmaßnahmen meldeten mehrere Autofahrer verdächtige Beobachtungen im Bereich der abgesperrten Autobahn. Zwei Männer wurden daraufhin von bewaffneten Polizisten gestellt, zu Boden gebracht und festgenommen. Videoaufnahmen zeigen, wie die Einsatzkräfte mit gezogenen Waffen vorgingen.
Nach der Identitätsfeststellung stellte sich jedoch heraus, dass die Männer nichts mit dem Unfall oder dem Sprengstofffund zu tun hatten. Sie wurden nach kurzer Zeit wieder freigelassen.
Ermittler vermuten Verbindung zu Geldautomatensprengern
Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass der verunfallte VW Golf R mit niederländischem Kennzeichen aus dem Umfeld organisierter Geldautomatensprenger stammen könnte. Diese Gruppen sind vor allem in Nordrhein-Westfalen seit Jahren aktiv und nutzen häufig hochmotorisierte Fahrzeuge aus dem Ausland, um nach Sprengungen schnell uber Grenzen zu fluchten.
Auffällig ist auch die Kombination aus Benzinkanistern, Sprengzubehör und der Wahl des Fahrzeugtyps – ein Muster, das in mehreren Fällen beobachtet wurde. Ob die fluchtigen Insassen unmittelbar vor oder nach einer Tat unterwegs waren, ist noch unklar.

Suche nach den Fluchtigen läuft weiter
Die Polizei setzt die Fahndung nach den beiden Fluchtigen fort. Die Ermittlungen konzentrieren sich dabei auf:
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die Herkunft des Fahrzeugs,
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mögliche DNA- oder Fingerabdruckspuren,
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Handy-Auswertungen,
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und die Frage, ob der Unfall ein technisches Versagen oder ein Fluchtversuch war.
Es wird gepruft, ob die Männer sich verletzt haben könnten und in welchen Bereichen sie sich möglicherweise verstecken.
Ein Vorfall mit Seltenheitswert – und erheblichem Gefahrenpotenzial
Der Fund von Sprengstoff nach einem alltäglichen Verkehrsunfall gilt selbst im kriminellen Brennpunkt Nordrhein-Westfalen als außergewöhnlich. Die Polizei spricht von einer „hochgefährlichen Lage“, die nur durch schnelles und koordiniertes Vorgehen entschärft werden konnte.




