„Gigantisches Drogenlabor“ in Nauen entdeckt – Spektakuläre Razzia mit 150 Einsatzkräften
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„Gigantisches Drogenlabor“ in Nauen entdeckt – Spektakuläre Razzia mit 150 Einsatzkräften

„Gigantisches Drogenlabor“ in Nauen entdeckt – Spektakuläre Razzia mit 150 Einsatzkräften

Ein spektakulärer Schlag gegen die Drogenkriminalität erschüttert derzeit Brandenburg: In einem Industriegebiet der Stadt Nauen (Landkreis Havelland) haben Ermittler von Zoll und Polizei am Mittwoch ein riesiges Drogenlabor ausgehoben. Bei dem Großeinsatz waren rund 150 Einsatzkräfte beteiligt. Zwei Verdächtige – ein 50-jähriger Ukrainer und ein 41-jähriger Pole – wurden festgenommen. Nach Angaben der Behörden handelt es sich um einen der größten Funde synthetischer Drogen, die in der Region jemals entdeckt wurden.

Razzia in Industriegebiet von Nauen

Gegen 6 Uhr morgens rückten die Einsatzkräfte an. Ziel war eine unscheinbare Halle in einem Industriegebiet, die laut Mietunterlagen als Werkstatt und Lagerfläche genutzt werden sollte. Doch als die Beamten das Gelände betraten, bot sich ihnen ein völlig anderes Bild: chemische Apparaturen, Kanister, Fässer mit Lösungsmitteln und Drogenrohstoffen – ein professionell ausgestattetes Labor, wie man es sonst nur aus internationalen Ermittlungen kennt.

„So etwas habe ich in 30 Jahren Dienst noch nie gesehen“, sagte ein erfahrener Ermittler gegenüber WELT. Der starke Geruch nach Chemikalien, Schutzanzüge und Atemmasken für die Beamten – alles deutete darauf hin, dass hier in großem Stil synthetische Drogen hergestellt wurden.

Synthetische Drogen in großen Mengen

Nach ersten Auswertungen fanden die Ermittler rund 100 Kilogramm fertige Substanzen, hauptsächlich 3-CMC und 4-CMC, zwei sogenannte „Research Chemicals“, die in der Partyszene als Ersatzstoffe für Amphetamine gelten. Hinzu kamen große Mengen an Chemikalien, die als Vorprodukte für weitere Drogen genutzt werden können, sowie über 200.000 Euro Bargeld.

Entgegen früherer Berichte wurde kein Crystal Meth gefunden. Dennoch gilt der Fund als außergewöhnlich: Die Menge und Vielfalt der Substanzen lassen darauf schließen, dass es sich um ein professionelles Produktionszentrum handelte, möglicherweise mit internationalem Bezug.

Laut Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg war die Anlage „hochmodern und in industriellem Maßstab ausgelegt“. Experten prüfen derzeit, ob auch andere Orte als Zwischenlager oder Vertriebsstellen dienten.

Zwei Verdächtige in Haft

Die beiden festgenommenen Männer sollen das Gelände seit mehreren Monaten angemietet haben. Nachbarn berichteten, dass sie „häufig Lieferwagen mit unbekannten Kennzeichen“ gesehen hätten, ansonsten sei jedoch alles ruhig gewesen.

Der 50-jährige Ukrainer und der 41-jährige Pole wurden noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt. Gegen sie wird wegen unerlaubter Herstellung und des Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge ermittelt. Ob sie Teil eines größeren Netzwerks sind, ist derzeit unklar. Die Ermittler schließen jedoch nicht aus, dass weitere Beteiligte in Polen oder Osteuropa sitzen.

Aufwendige Ermittlungen und Chemikalienabtransport

Der Abtransport der sichergestellten Chemikalien gestaltete sich schwierig. Spezialkräfte mussten in Schutzanzügen arbeiten, da einige Stoffe hochgiftig oder leicht entzündlich waren. Mehrere Container voller Laborgeräte und Fässer wurden auf Spezialtransporter verladen und zu einem gesicherten Gelände des Zolls gebracht.

Die Analyse der Proben wird Tage, wenn nicht Wochen dauern. Die Ermittler wollen genau feststellen, wie viele Drogen bereits produziert und in Umlauf gebracht wurden. Gleichzeitig werden die Finanzen der Verdächtigen überprüft, um mögliche Geldflüsse nachzuverfolgen.

Teil einer größeren Anti-Drogen-Operation

Die Razzia in Nauen war kein Zufall, sondern Teil einer größeren Operation gegen die illegale Produktion synthetischer Drogen in der Region Berlin-Brandenburg. Seit Monaten beobachten Zollfahnder und Kriminalpolizei auffällige Chemikalienbestellungen über Online-Plattformen. Der Hinweis auf die Halle in Nauen kam offenbar aus diesen Recherchen.

„Wir wollen ein deutliches Zeichen setzen“, sagte ein Sprecher des Zollfahndungsamts. „Wer in Deutschland Drogenlabore betreibt, muss mit massiven Maßnahmen rechnen.“

Tatsächlich gilt Brandenburg schon länger als Rückzugsort für Drogenproduzenten. Die Nähe zu Berlin, weite Industrieflächen und vergleichsweise günstige Mieten bieten ideale Bedingungen für illegale Aktivitäten.

Reaktionen und Bedeutung des Falls

Die Entdeckung des Drogenlabors sorgt in der Region für Aufsehen. Viele Anwohner zeigten sich schockiert, dass in unmittelbarer Nähe ihrer Arbeitsstätten ein solches Labor betrieben wurde. „Man denkt immer, sowas passiert nur in Serien oder in anderen Ländern“, sagte ein Unternehmer aus dem Industriegebiet.

Für die Ermittlungsbehörden ist der Fall ein großer Erfolg – und ein Warnsignal zugleich. Der Markt für synthetische Drogen wächst stetig, und die Hersteller werden immer professioneller. „Die Zeiten der improvisierten Küchenlabore sind vorbei“, so ein Polizeisprecher. „Heute stehen wir kriminellen Strukturen gegenüber, die industriell denken und produzieren.“

Ausblick


Die Ermittlungen in Nauen laufen weiter auf Hochtouren. In den kommenden Tagen wollen die Behörden weitere Objekte durchsuchen und mögliche Komplizen identifizieren. Auch eine Zusammenarbeit mit ausländischen Ermittlungsbehörden ist im Gespräch.

Eines ist schon jetzt klar: Mit dem Fund in Nauen ist den Behörden ein bedeutender Schlag gegen den illegalen Drogenhandel gelungen – einer, der weit über Brandenburg hinaus Wirkung zeigen dürfte.


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