Wetterau (Hessen) – Ein schwerer Verkehrsunfall hat am späten Montagabend die Region Wetterau erschuttert. Zwei Menschen verloren ihr Leben, als auf der Bundesstraße 45 nahe Niddatal zwei Fahrzeuge frontal zusammenstießen. Der Unfall ereignete sich gegen 22.20 Uhr, rund 30 Kilometer nordöstlich von Frankfurt am Main.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei war ein 54-jähriger Mann aus Schluchtern (Main-Kinzig-Kreis) mit seinem Pkw in Richtung Kaichen, einem Ortsteil von Niddatal, unterwegs. Kurz vor der Einmundung zur Landesstraße 3188 kam der Wagen des Mannes aus bislang ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn – und prallte dort frontal in den entgegenkommenden Pkw einer 48-jährigen Frau aus Niddatal.
Zeuge meldete auffällige Fahrweise – zu spät zum Eingreifen
Nur wenige Minuten vor dem Ungluck hatte ein Zeuge telefonisch die Polizei alarmiert, weil der Fahrer durch unsichere Fahrweise aufgefallen war. Eine Streife war bereits unterwegs, doch als die Beamten am Unfallort eintrafen, war es zu spät: Beide Unfallbeteiligten waren in ihren Fahrzeugen eingeklemmt und erlitten so schwere Verletzungen, dass jede Hilfe zu spät kam.
Rettungskräfte der umliegenden Feuerwehren, Notärzte und Sanitäter eilten zur Unfallstelle, konnten jedoch nur noch den Tod der beiden Insassen feststellen. „Beide Personen waren beim Eintreffen der Einsatzkräfte nicht mehr ansprechbar“, teilte ein Sprecher der Polizei Mittelhessen in der Nacht mit.
Stundenlanger Einsatz der Rettungskräfte
Die Feuerwehr musste schweres hydraulisches Gerät einsetzen, um die Opfer aus den stark deformierten Fahrzeugwracks zu bergen. Insgesamt waren rund 40 Einsatzkräfte der Feuerwehr Niddatal und benachbarter Gemeinden im Einsatz. Auch ein Unfallgutachter wurde von der Staatsanwaltschaft Gießen hinzugezogen, um die genaue Ursache des Zusammenstoßes zu ermitteln.
Während der Bergungsarbeiten blieb die Bundesstraße uber mehrere Stunden vollständig gesperrt. Der Verkehr wurde weiträumig uber Kaichen und Ilbenstadt umgeleitet. Erst gegen 4.30 Uhr am Dienstagmorgen konnte die Sperrung aufgehoben werden.
Unfallursache noch unklar
Die Ermittler stehen nun vor der Frage, warum der 54-Jährige plötzlich auf die Gegenfahrbahn geraten ist. Hinweise auf Alkohol oder Drogen gibt es bislang nicht, auch technisches Versagen wird gepruft.
Ein Polizeisprecher erklärte: „Wir ziehen derzeit alle Möglichkeiten in Betracht – von gesundheitlichen Problemen des Fahrers bis zu einem Sekundenschlaf.“ Zur Klärung der Unfallursache sollen nun Spuren ausgewertet und Zeugen befragt werden.

Schock in der Gemeinde
In Niddatal und Schluchtern herrscht tiefe Betroffenheit. Beide Opfer waren in ihren Gemeinden bekannt. Die 48-jährige Frau aus Niddatal arbeitete nach Angaben von Bekannten in einer örtlichen Grundschule. „Sie war ein herzensguter Mensch, immer freundlich, immer hilfsbereit“, sagte eine Nachbarin am Dienstagmorgen. „Es ist kaum zu begreifen, dass sie nicht mehr da ist.“
Auch in Schluchtern reagierten Freunde und Kollegen des 54-jährigen Mannes geschockt. „Er war ein ruhiger, zuverlässiger Mensch – niemand hätte gedacht, dass er einmal in so einen Unfall verwickelt sein könnte“, sagte ein Arbeitskollege.
Polizei appelliert an Verkehrsteilnehmer
Nach dem tragischen Unfall mahnt die Polizei erneut zu Achtsamkeit und Rucksicht im Straßenverkehr. Besonders auf Landstraßen, wo Fahrzeuge oft mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, könne schon ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit fatale Folgen haben.
„Ein kleiner Fehler, ein kurzer Blick aufs Handy oder eine Sekunde der Mudigkeit kann uber Leben und Tod entscheiden“, warnte der Polizeisprecher.
In den sozialen Netzwerken druckten viele Menschen ihre Anteilnahme aus. Unter den Trauerbekundungen auf der Facebook-Seite der Feuerwehr Niddatal heißt es: „Zwei Leben ausgelöscht in wenigen Sekunden – unsere Gedanken sind bei den Familien.“
Hintergrund
Allein im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei Mittelhessen uber 40 tödliche Verkehrsunfälle, die meisten davon auf Landstraßen. Häufige Ursachen sind Übermudung, uberhöhte Geschwindigkeit oder Ablenkung.
Der Unfall von Niddatal reiht sich damit tragisch in eine Serie schwerer Zusammenstöße ein, die in den letzten Monaten die Region erschuttert haben.
Ein Anwohner, der die Sirenen in der Nacht hörte, sagte: „Wir sind aufgewacht, und uberall blinkten Blaulichter. Erst am Morgen erfuhren wir, dass zwei Menschen gestorben sind. Es ist einfach furchtbar.“
Die Polizei bittet mögliche Zeugen, die den schwarzen Pkw des 54-Jährigen vor dem Unfall gesehen haben, sich unter der Telefonnummer 06031/6010 zu melden. Jede Beobachtung könne helfen, das Unfallgeschehen zu rekonstruieren.
Zwei Familien trauern – und eine ganze Region steht unter Schock nach einem weiteren tödlichen Abend auf Hessens Straßen.




