Dramatischer Zwischenfall im Münsterland: Windrad stürzt aus 125 Metern Höhe ab
Ein lauter Knall riss am Montagvormittag die Anwohner von Havixbeck im Münsterland aus dem Alltag. In der Bauerschaft Hohenholte, unweit von Münster, stürzte der komplette Kopf einer Windkraftanlage — inklusive Gondel und Rotorblätter — aus rund 125 Metern Höhe auf ein Feld. Das spektakuläre Unglück hat bundesweit für Aufsehen gesorgt und wirft nun viele Fragen zur Sicherheit moderner Windenergieanlagen auf.

Der Moment des Unglücks
Gegen 10 Uhr waren zwei Monteure an einer benachbarten Anlage im Einsatz, als sie plötzlich ein lautes, metallisches Geräusch hörten. Sekunden später krachte der obere Teil der Windkraftanlage auf den Acker. „Wir hörten einen lauten Schlag, und kurz darauf sahen wir nur noch ein riesiges Trümmerfeld“, berichteten die Männer später der Polizei. Der gesamte obere Teil des Windrads lag zerstört wenige Meter neben dem Mast – Rotorblätter, Metallteile und Isolierungen waren weit über das Feld verstreut.
Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Zum Zeitpunkt des Absturzes befanden sich weder Anwohner noch Techniker in unmittelbarer Nähe des Windrads. Der Sprecher der Polizei Coesfeld bestätigte: „Der Kopf der Anlage ist in unmittelbarer Nähe zum Mast zu Boden gegangen. Es bestand keine Gefahr für die Bevölkerung.“

Die ersten Maßnahmen
Nach dem Unfall wurde das betroffene Gebiet großräumig abgesperrt. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und dem Energieversorger waren rasch vor Ort, um die Lage zu sichern. Da die Ursache des Absturzes völlig unklar ist, hat der Kreis Coesfeld vorsorglich zwei baugleiche Windräder desselben Betreibers stillgelegt.
Laut Betreiber wurde die betroffene Anlage erst im Februar 2024 in Betrieb genommen – also vor weniger als einem Jahr. Dass ein so neues Windrad derart schwer beschädigt wurde, sorgt in der Branche für Verwunderung. Fachleute sollen nun prüfen, ob ein technischer Defekt, Materialversagen oder ein Konstruktionsfehler den Absturz verursacht hat.
Rätsel um die Ursache
Noch ist völlig offen, wie es zu diesem dramatischen Vorfall kommen konnte. Experten halten mehrere Szenarien für möglich: Materialermüdung, ein Problem in der Steuerungstechnik oder ein Defekt an der Rotorblattverbindung. Auch ein fehlerhafter Bolzen oder eine unerkannte Vorschädigung während des Betriebs könnten den Absturz ausgelöst haben.

„Die Belastungen, denen moderne Windkraftanlagen ausgesetzt sind, sind enorm“, erklärt ein Gutachter aus der Region. „Schon kleinste Materialfehler können bei den starken Windkräften katastrophale Folgen haben.“
Der Hersteller der Anlage, dessen Name bislang nicht öffentlich genannt wurde, hat angekündigt, ein Expertenteam zur genauen Analyse zu entsenden. Auch das Bundesamt für Materialforschung und -prüfung (BAM) könnte in die Untersuchung einbezogen werden, falls Hinweise auf strukturelle Schwächen bestehen.
Reaktionen aus der Region
In der Gemeinde Havixbeck herrscht Erleichterung darüber, dass keine Menschen zu Schaden kamen – aber auch Besorgnis über die Sicherheit der Windkraftanlagen. Einige Anwohner sprachen von einem „Schockmoment“, der sie noch lange beschäftigen werde. „Wir wohnen nur wenige hundert Meter entfernt“, sagt eine Anwohnerin. „Wenn das Windrad in unsere Richtung gefallen wäre, hätte es schlimm enden können.“
Politiker und Energieexperten mahnen nun zur Ruhe, betonen aber die Notwendigkeit gründlicher Untersuchungen. Der Kreis Coesfeld versicherte, man werde „alle technischen und rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Ursache lückenlos zu klären“.

Bedeutung für die Energiewende
Der Vorfall kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Ausbau der Windenergie in Deutschland massiv vorangetrieben wird. Allein in Nordrhein-Westfalen sollen in den kommenden Jahren Hunderte neue Anlagen entstehen. Solche Unfälle können jedoch das Vertrauen in die Technologie beeinträchtigen.
„Windkraft ist ein zentraler Pfeiler der Energiewende“, sagt ein Sprecher des Bundesverbands WindEnergie (BWE). „Aber sie darf niemals auf Kosten der Sicherheit gehen. Jeder Zwischenfall wie dieser muss gründlich untersucht werden, um künftige Risiken auszuschließen.“
Fazit
Der Windradabsturz von Havixbeck ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass auch modernste Technologien nicht unfehlbar sind. Noch ist unklar, ob menschliches Versagen, ein technischer Defekt oder Materialfehler den Absturz verursacht haben. Sicher ist nur: Es hätte schlimmer ausgehen können.
Für den Betreiber bedeutet der Vorfall nicht nur hohe finanzielle Verluste, sondern auch einen erheblichen Imageschaden. Und für viele Menschen im Münsterland bleibt die Sorge – ob die mächtigen Windräder, die sie täglich am Horizont sehen, wirklich so sicher sind, wie immer behauptet wird.
Doch eines steht ebenfalls fest: Die Suche nach nachhaltiger Energie wird weitergehen. Und jeder Unfall – so tragisch er auch sein mag – wird dazu beitragen, dass künftige Anlagen noch sicherer und zuverlässiger werden.




