Bangkok – Es sind Szenen, die selbst erfahrene Einsatzkräfte erschuttern. In einem Burogebäude im Herzen der thailändischen Hauptstadt wurde ein Neugeborenes buchstäblich in letzter Minute vor dem Tod gerettet. Eine Hausmeisterin entdeckte das winzige Mädchen – eingeklemmt, halb untergetaucht und schutzlos – in einem Toilettenkasten. Die Bilder und Berichte haben im ganzen Land Entsetzen und Mitgefuhl ausgelöst.

Schreie, die das Leben retten

Der Vorfall ereignete sich am fruhen Vormittag im dritten Stock eines großen Burokomplexes im Bezirk Lat Phrao. Die Hausmeisterin – eine 54-jährige Gebäudereinigerin – war gerade dabei, die Flure zu wischen, als sie ein ungewöhnliches Geräusch hörte. „Es klang nicht wie ein Tier“, sagte sie später. „Es war ein hoher, verzweifelter Schrei – ganz schwach, aber klar.“

Zunächst hielt sie es fur ein Geräusch aus den Buros. Doch als es nicht verstummte, folgte sie dem Laut bis in die Waschräume. Dort hörte sie erneut ein Wimmern – aus einer verschlossenen Toilettenkabine.

Sie öffnete die Tur und bemerkte sofort den geschlossenen Toilettenkasten, aus dem ein weiterer kläglicher Laut drang. Ohne zu zögern hob sie den Deckel an – und entdeckte das völlig durchnässte Neugeborene, eingezwängt zwischen Plastikverkleidungen und schwappendem Wasser.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Das kleine Mädchen war nur wenige Stunden alt. Sein Körper zitterte, die Haut war blass und die winzigen Fingerchen schrumpelig vom kalten Wasser. Die Nabelschnur war noch vorhanden.

Die Hausmeisterin alarmierte sofort die Sicherheitskräfte des Gebäudes, die wiederum Rettungsdienste und Polizei verständigten. Sanitäter waren binnen Minuten vor Ort – Minuten, die vermutlich uber Leben und Tod entschieden.

„Das Baby war stark unterkuhlt“, erklärte der leitende Notfallsanitäter später. „Die Körpertemperatur war extrem niedrig, der Kreislauf instabil. Noch etwas länger im Wasser, und wir hätten keine Chance mehr gehabt.“

Die Einsatzkräfte wickelten das Kind in Wärmedecken, stabilisierten den Kreislauf und brachten das Neugeborene in ein nahegelegenes Krankenhaus in Chatuchak. Dort wurde das Mädchen intensivmedizinisch versorgt.

Krankenhaus bestätigt: Baby stabil – aber emotionaler Schock groß

Die Ärzte berichten, dass das Kind inzwischen außer Lebensgefahr ist. „Der Zustand war kritisch“, erklärt die Neonatologin der Klinik. „Aber das Baby hat enorme Stärke gezeigt. Nach mehreren Stunden Wärmebehandlung und Flussigkeitsgabe stabilisierte sich der Kreislauf.“

Die Ärzte gaben dem Mädchen vorerst einen Notnamen – wie in Thailand ublich bei anonym aufgefundenen Babys.

Wer hat das Baby ausgesetzt? Polizei ermittelt mit Hochdruck

Die Polizei von Bangkok steht vor vielen Fragen. Wer ist die Mutter? Hat sie allein gehandelt? Wurde das Kind bewusst im Toilettenkasten zuruckgelassen – oder war es Panik?

Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass die Mutter das Kind möglicherweise heimlich in einem der Waschräume zur Welt gebracht hat. Hinweise darauf:

• Blutspuren wurden im Badezimmer gefunden

• Überwachungskameras zeigen eine junge Frau, die kurz vor dem Fund eilig das Gebäude verließ

• Eine Reinigungskraft bemerkte zuvor eine blutverschmierte Papiertute im Mull

DNA-Analysen und Videoauswertungen laufen derzeit. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit um Hinweise.

Schock und Mitgefuhl: Thailand reagiert besturzt

Die Meldung hat in Thailand eine Welle der Empörung, aber auch des Mitgefuhls ausgelöst. Auf Social Media diskutieren tausende Menschen uber Armut, Verzweiflung, psychische Belastungen und Tabus rund um ungewollte Schwangerschaften.

Mehrere Familien haben sich bereits gemeldet und erklärt, das Baby adoptieren zu wollen – falls keine Verwandten gefunden werden.

Die Hausmeisterin, die das Kind rettete, zeigt sich bescheiden: „Ich habe nur gemacht, was jeder Mensch tun sollte. Ich hoffe, das Mädchen bekommt ein Leben voller Liebe.“

Ein Wunder inmitten der Finsternis

Der Vorfall endet – vorerst – nicht in Tragödie, sondern mit einem Wunder. Ein Neugeborenes, verlassen und hilflos in einem Toilettenkasten, wurde in letzter Sekunde gefunden. Thailand blickt nach Bangkok – und dankt der mutigen Frau, die ein Leben gerettet hat, weil sie einem Geräusch vertraute, das viele vielleicht uberhört hätten.