Cem Özdemir warnt vor Empörungskultur und fordert ehrliche Debatte uber Sicherheit im öffentlichen Raum
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Cem Özdemir warnt vor Empörungskultur und fordert ehrliche Debatte uber Sicherheit im öffentlichen Raum

Berlin – Während die Grunen bundesweit gegen die umstrittene „Stadtbild“-Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) mobil machen, offen protestieren, offene Briefe schreiben und Demonstrationen unterstutzen, schlägt einer ihrer prominentesten Parteikollegen einen anderen Ton an: Cem Özdemir, ehemaliger Landwirtschaftsminister und Spitzenkandidat der Grunen fur die Landtagswahl in Baden-Wurttemberg, ruft zur Besonnenheit auf.

In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ warnte Özdemir am Sonntagabend eindringlich vor Pauschalisierungen in der politischen Debatte. „Man redet uber Menschen“, betonte der Grunen-Politiker. Gerade deshalb musse das Thema mit größter Sensibilität behandelt werden. Es helfe niemandem, wenn man sich reflexartig in Lager zuruckziehe oder Kritik grundsätzlich abblocke. „Wenn man Empörung mit Empörung beantwortet, fuhrt das nicht zu einer Lösung“, so Özdemir.

Zwischen Realität und Wahrnehmung

Gleichzeitig stellte er klar, dass Sicherheitsprobleme im öffentlichen Raum nicht geleugnet werden durfen: „Naturlich gibt es Probleme. Naturlich muss man sie benennen. Es ist doch völlig klar, dass es nicht sein kann, dass man so ein Problem nicht adressiert“, sagte er.

Özdemir sprach offen uber die Erfahrungen vieler Burgerinnen und Burger, insbesondere von Frauen, die sich nachts in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Bahnhöfen unwohl oder sogar bedroht fuhlen. „Das sind einfach unerträgliche Zustände, und damit haben wir uns zu beschäftigen.“ Es könne nicht sein, dass sich Menschen aus bestimmten Stadtteilen oder Verkehrsmitteln zuruckziehen mussen, weil sie sich dort nicht mehr sicher fuhlen.

Ein differenzierter Kurs innerhalb der Grunen?

Mit seiner Haltung positioniert sich Özdemir deutlich differenzierter als andere Vertreter seiner Partei, die in den vergangenen Tagen heftig auf die Aussagen von Merz reagierten. Der Kanzler hatte bei einer Pressekonferenz in Potsdam gesagt:

„Wir haben naturlich immer im Stadtbild noch dieses Problem.“

Diese Aussage löste eine Welle der Kritik aus, insbesondere aus dem linken und progressiven Lager. Merz hatte seine Worte später verteidigt und erklärt, es gehe ihm um die Sicherheitslage in Städten, besonders nach Einbruch der Dunkelheit.

Özdemir dagegen sieht in der Debatte eine Chance – sofern sie sachlich und lösungsorientiert gefuhrt wird. Er fordert mehr Investitionen in Prävention, Sicherheitspersonal und Integrationsarbeit, anstatt sich in Symbolpolitik zu verlieren. Gleichzeitig warnte er auch vor dem politischen Missbrauch des Themas durch rechtspopulistische Kräfte, die Probleme instrumentalisieren, um Hass zu schuren.

Verantwortung der demokratischen Mitte

„Die demokratische Mitte muss das Thema selbstbewusst anpacken, statt es den Rändern zu uberlassen“, so Özdemir. Nur wenn man die Sorgen der Menschen ernst nehme, könne man Vertrauen in die Demokratie zuruckgewinnen.

Mit seinem Auftritt sendet Özdemir ein wichtiges Signal – weg von ideologischer Grabenkämpfen, hin zu einer realitätsnahen Politik, die Sicherheit und Integration gemeinsam denkt. In einer Zeit, in der Debatten schnell eskalieren, plädiert er fur Respekt, Klarheit und Verantwortung – auch innerhalb der eigenen Partei.

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