Korruptionsskandal in Münchner Ausländerbehörde: Aufenthaltsgenehmigungen sollen gegen Bargeld und Bayern-Tickets vergeben worden sein
Ein schwerwiegender Korruptionsskandal erschuttert derzeit die Munchner Ausländerbehörde. Zwei städtische Mitarbeiter stehen im Verdacht, uber Jahre hinweg gegen illegale Zahlungen unrechtmäßige Aufenthaltstitel ausgestellt zu haben. Nach Angaben der Ermittler sollen nicht nur Bargeldbeträge geflossen sein – in einigen Fällen sollen sogar Eintrittskarten fur Spiele des FC Bayern Munchen als Gegenleistung gedient haben.
Gefährliches Netzwerk – der mutmaßliche Drahtzieher im Fokus
Im Zentrum der Ermittlungen steht der 38-jährige Arben A., der nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft als Vermittler fungiert haben soll. Er soll gezielt ausländische Staatsburger angesprochen haben, insbesondere Personen, die sich in schwierigen aufenthaltsrechtlichen Situationen befanden oder selbst wenig Wissen uber die deutschen Behördenstrukturen hatten.
A. versprach seinen Opfern laut Anklage eine schnelle, unkomplizierte Erteilung von Aufenthaltstiteln – selbst in Fällen, in denen kaum Aussicht auf eine reguläre Genehmigung bestand. In Wirklichkeit, so die Ermittler, nutzte er ihre Unsicherheit aus und fuhrte sie direkt in ein korruptes System, das er gemeinsam mit zwei Mitarbeitern des Kreisverwaltungsreferats betrieben haben soll.
Bargeld in Umschlägen – und Tickets als Gegenleistung
Die Ermittlungsakten zeichnen ein Bild, das die Öffentlichkeit schockiert: Umschläge mit Bargeld, Übergaben in Cafés, verschlusselte Textnachrichten und sogar Bundesliga-Tickets als „Servicegebuhr“. Die Preise fur die illegalen Aufenthaltstitel sollen zwischen 800 und 3.000 Euro gelegen haben – je nach gewunschter Genehmigung.
Besonders brisant: Die beteiligten Angestellten sollen ihre behördlichen Zugänge genutzt haben, um Unterlagen zu manipulieren, Termine zu beschleunigen oder interne Sperrvermerke zu umgehen. Dokumente wurden laut Staatsanwaltschaft teilweise ohne Berechtigung freigegeben oder direkt im System vermerkt, ohne dass die Antragsteller selbst jemals bei der Behörde erschienen waren.
Wie konnte das jahrelang unbemerkt bleiben?
Genau diese Frage beschäftigt nun nicht nur Ermittler, sondern auch die Munchner Stadtverwaltung. Intern wird bereits gepruft, ob Kontrollmechanismen versagt haben. Es stellt sich die Frage, wie zwei Mitarbeiter uber einen längeren Zeitraum hinweg unbemerkt Aufenthaltsdokumente manipulieren konnten.
Ein erster interner Bericht deutet darauf hin, dass bestimmte Arbeitsschritte von Einzelpersonen ohne Vier-Augen-Prinzip durchgefuhrt werden konnten – ein strukturelles Risiko, das offenbar ausgenutzt wurde.
Opfer berichten von Druck und Angst
Mehrere Betroffene, die inzwischen anonymisiert als Zeugen aussagen, berichten von erheblichem Druck. Viele glaubten, ihnen bleibe keine andere Wahl. Einige befurchteten Abschiebung, andere wollten endlich Zugang zu legaler Arbeit. Die Versprechungen klangen fur sie glaubwurdig, da die beteiligten Mitarbeiter tatsächliche Behördenkenntnisse und Zugriff auf Systeme hatten.
Ein Zeuge schildert:
„Ich dachte, ich zahle nur fur Hilfe bei den Formularen. Erst später wurde mir klar, dass das alles illegal war.“
Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwurfe
Die Staatsanwaltschaft Munchen legt den Beschuldigten unter anderem folgende Punkte zur Last:
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Korruption und Bestechlichkeit im Amt
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Urkundenfälschung
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Missbrauch behördlicher Zugriffsrechte
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Gewerbsmäßige Täuschung uber längere Zeit
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Bildung einer kriminellen Gruppe zur systematischen Bereicherung
Sollten sich die Vorwurfe bestätigen, drohen den Beschuldigten mehrjährige Freiheitsstrafen. Fur die beiden Behördenmitarbeiter steht zudem ein lebenslanges Berufsverbot im Raum.
Verhandlung wirft Schatten auf Munchner Verwaltung
Der Fall hat innerhalb der Stadtverwaltung eine breite Debatte ausgelöst. Neben der strafrechtlichen Aufarbeitung steht nun auch eine umfassende Reform der internen Kontrollmechanismen im Fokus. Ziel ist es, derartigen Korruptionsstrukturen kunftig fruhzeitig vorzubeugen.
Bis zur Urteilsverkundung gilt wie immer die Unschuldsvermutung – doch eines steht fest: Der Skandal hat das Vertrauen vieler Menschen in die Integrität der Ausländerbehörde tief erschuttert.




