Mutter verklagt Roblox, nachdem sie behauptet, der Selbstmord ihrer Tochter stehe in Verbindung mit einer extremistischen Gruppe.
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Mutter verklagt Roblox, nachdem sie behauptet, der Selbstmord ihrer Tochter stehe in Verbindung mit einer extremistischen Gruppe.

CINCINNATI – Eine Mutter aus Ohio hat Klage gegen die Online-Plattform Roblox eingereicht, nachdem ihre 13-jährige Tochter sich im Dezember 2024 das Leben genommen hatte. Der Fall sorgt inzwischen landesweit für Entsetzen, denn Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen von einer extremistischen Online-Community manipuliert und in den Suizid gedrängt wurde.

Der 2. Dezember 2024 veränderte das Leben von Jaimee Seitz für immer: Ihre Tochter Audree Heinee, eine fröhliche, sportlich aktive Schülerin, nahm sich an diesem Tag das Leben. „Ich glaube, etwas ist in ihr durchgebrochen“, sagt Seitz. „Sie hatte ihre Kleidung für den nächsten Schultag zurechtgelegt. Ich war überzeugt, dass sie ganz normal in die Schule gehen wollte.“

Audree galt als lebenslustiges Teenagermädchen, das Gitarre spielte, zeichnete, an Schönheitswettbewerben teilnahm und im Sport engagiert war. „Sie brachte jeden zum Lachen“, erinnert sich die Mutter. „Sie war meine beste Freundin.“

Doch nur eine Woche nach dem tragischen Tod erfuhr Seitz im Gespräch mit Ermittlern, dass sich hinter dem Geschehen eine erschütternde Wahrheit verbarg: Der Tod des Mädchens war weder ein Unfall noch das Ergebnis einer gefährlichen Social-Media-Challenge.

Die Polizei informierte sie, dass Audree in einer extremistischen Online-Gruppe namens TCC – True Crime Community aktiv gewesen war. Dabei handelt es sich um ein digitales Netzwerk, das Schulattentäter glorifiziert, Täter romantisiert und Jugendliche unter Druck setzt, sich selbst oder andere zu verletzen.

Der Experte Matthew Kriner, Direktor des Institute for Countering Digital Extremism, bestätigt den wachsenden Trend: „Wir sehen zunehmend Kinder – sogar Achtjährige – die in Online-Räume gezogen werden, die Gewalt verherrlichen. Diese Gruppen sind so allgegenwärtig und so gut darin, junge Menschen emotional zu binden, dass viele gar nicht merken, wie gefährlich die Dynamik ist.“

Für Seitz war die Entdeckung ein Schock. Tagelang verließ sie ihren Computer nicht, um die Gruppe zu recherchieren. „Wie konnte meine fröhliche, scheinbar unschuldige Tochter in so etwas hineingeraten?“, fragte sie sich verzweifelt.

Später las sie das Tagebuch ihrer Tochter – und fand Hinweise, wie alles begonnen hatte: Die ersten Kontakte zur TCC-Gruppe knüpfte das Mädchen über die Kinder-Gaming-Plattform Roblox. Von dort wurde sie in private Gruppen auf Discord gelockt und schließlich auf TikTok, wo die Inhalte immer radikaler wurden.

Kriner beschreibt dieses Muster als typisch: „Es beginnt auf einer offenen, kinderfreundlichen Plattform. Dann werden die Jugendlichen in geschlossene Räume geführt, in denen Grooming, Manipulation und Erpressung stattfinden können.“

Seitz betont, dass ihre Tochter nie jemand anderem Schaden zugefügt hätte. „Sie war nicht gewalttätig. Auf gar keinen Fall hätte sie eine Bombe zur Schule gebracht. Sie wurde manipuliert und in die Enge getrieben.“

Doch das war nicht alles: Bei ihren Recherchen stieß Seitz auf Fotos eines Schulschützen aus Wisconsin, der ein selbst gestaltetes T-Shirt trug – ein Design, das Audree für Mitglieder der Gruppe entworfen hatte. „Das war der Moment, in dem mir klar wurde, wie weitreichend diese Szene ist“, sagt die Mutter. „Eltern müssen wissen, was solche Symbole bedeuten.“

Die Klägerin wirft Roblox vor, nicht genug zum Schutz von Kindern beizutragen – insbesondere gegen extremistische Gruppen, die bekannte Spieleplattformen nutzen, um Minderjährige zu rekrutieren.

Eine Sprecherin von Roblox reagierte mit einer ausführlichen Stellungnahme. Das Unternehmen sei „zutiefst betroffen“ und betone, dass die Sicherheit junger Nutzer oberste Priorität habe. Roblox verweist auf strenge Kommunikationsbeschränkungen für jüngere Nutzer, hunderte Sicherheitsverbesserungen im Jahr 2024 sowie die Zusammenarbeit mit globalen Strafverfolgungsbehörden und Kinderschutzorganisationen. Extremistische Inhalte würden konsequent gelöscht, beteiligte Accounts gesperrt.

Dennoch zeigen Fälle wie dieser, dass die bestehenden Schutzmaßnahmen vieler Plattformen nicht ausreichen, um gezielte Manipulation junger Menschen vollständig zu verhindern.

Für Seitz steht der Kampf noch lange nicht am Ende. Mit der Klage will sie kein Geld, sondern Aufmerksamkeit – und Veränderungen. „Ich möchte gehört werden“, sagt sie. „Ich will verhindern, dass andere Kinder das erleben mussten, was Audree durchgemacht hat. Die Plattformen müssen Verantwortung übernehmen.“

Um an ihre Tochter zu erinnern, gründete sie „Audree’s Scholarship“, ein Stipendium, das jungen Menschen Kunst- und Achtsamkeitskurse ermöglicht. Dort sollen Kinder lernen, Gefühle auf gesunde Weise auszudrücken – genau das, was Audree liebte.

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