Großrazzia gegen illegale Schlüsseldienst- und Arbeitsausbeutungsbande in Baden-Württemberg...
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Großrazzia gegen illegale Schlüsseldienst- und Arbeitsausbeutungsbande in Baden-Württemberg…

In Baden-Württemberg ist den Ermittlungsbehörden ein bedeutender Schlag gegen eine mutmaßlich bundesweit agierende Schleuser- und Ausbeutungsbande gelungen. Im Rahmen einer groß angelegten Razzia wurden am Donnerstagabend insgesamt 40 Durchsuchungsbeschlüsse, vier Haftbefehle sowie Maßnahmen zur Arrestierung von Vermögenswerten in Höhe von über 500.000 Euro vollstreckt. Die Aktionen fanden gleichzeitig an mehreren Orten in Baden-Württemberg sowie in Berlin statt und markieren einen der umfangreichsten Einsätze gegen organisierte Arbeitsausbeutung in der Region in den vergangenen Jahren.

Ein Einsatz von außergewöhnlichem Umfang

An dem koordinierten Zugriff beteiligten sich rund 600 Einsatzkräfte, darunter Beamte der Zollfahndung, der Bundespolizei, verschiedener Finanzämter sowie weiterer Sicherheits- und Partnerbehörden. Sie handelten auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Baden-Baden und unter der Leitung des Amtsgerichts Baden-Baden, das die Ermittlungsmaßnahmen im Vorfeld genehmigt hatte.

Die Razzien richteten sich gegen elf Hauptverdächtige, die überwiegend als Betreiber von Gastronomie- und Kosmetikbetrieben tätig sind. Ihnen wird vorgeworfen, über Jahre hinweg ein komplexes kriminelles Netzwerk betrieben zu haben, das auf die Einschleusung ausländischer Arbeitskräfte, deren systematische Ausbeutung sowie die Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben ausgerichtet war.

Verdacht auf bandenmäßige Schleusung und brutale Ausbeutungsstrukturen

Nach Angaben der Ermittler sollen die Beschuldigten insbesondere Menschen aus Osteuropa und Südostasien nach Deutschland gebracht haben – unter falschen Versprechungen und häufig ohne gültige Arbeits- oder Aufenthaltstitel. Die Betroffenen sollen in den Betrieben der Beschuldigten zu Bedingungen gearbeitet haben, die teils gravierend gegen Arbeitsrecht und Menschenwürde verstießen.

Dazu zählen:

  • Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden täglich

  • Bezahlung weit unter dem Mindestlohn oder vollständige Vorenthaltung des Lohns

  • Unterbringung in überfüllten, teils menschenunwürdigen Wohnsituationen

  • Einschüchterung und Abhängigmachung der Arbeiter durch Schuldenmodelle

Die Staatsanwaltschaft spricht von einem „strukturierten, arbeitsteilig organisierten System der Arbeitsausbeutung“, bei dem jeder der Beschuldigten eine klar definierte Rolle eingenommen habe – von der Rekrutierung im Ausland über die Unterbringung bis zur Verwaltung der illegalen Einnahmen.

Massive Steuer- und Sozialabgabenhinterziehung

Parallel zur Ausbeutung der Arbeiter sollen die Unternehmer ein weit verzweigtes Modell der Steuerhinterziehung betrieben haben. Ermittler gehen davon aus, dass über Jahre hinweg:

  • Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt

  • Lohnzahlungen manipuliert oder verschleiert

  • Gewinne über Scheinfirmen ins Ausland verlagert

  • Steuerrelevante Umsätze systematisch nicht ausgewiesen wurden

Der so entstandene Schaden für den Staat dürfte nach einer ersten Schätzung weit über einer Million Euro liegen. Die sichergestellten über 500.000 Euro Bargeld – gefunden in Tresoren, versteckten Schließfächern, Privatwohnungen und Geschäftsräumen – gelten als direkte Gewinne aus dem illegalen System.

Vier Festnahmen – weitere Schritte folgen

Gegen vier Hauptverdächtige lagen Haftbefehle vor. Sie wurden noch am Abend festgenommen und sollen im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werden. Bei den übrigen Verdächtigen wurden umfangreiche Vermögensarreste verhängt, darunter Kontopfändungen, die Sicherstellung von Fahrzeugen der Oberklasse sowie die Beschlagnahmung diverser Geschäftsunterlagen.

Die sichergestellten Dokumente umfassen:

  • Arbeitsverträge und Lohnlisten

  • Gefälschte Abrechnungen

  • Kommunikationsverläufe zur Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte

  • Interne Anweisungen zur Verschleierung illegaler Tätigkeiten

Diese Unterlagen sollen nun ausgewertet werden und könnten laut Ermittlern „entscheidende Beweise für das Ausmaß der kriminellen Strukturen“ liefern.

Bedeutung des Einsatzes

Beamte des Zollfahndungsamts betonten, dass es sich um einen „Meilenstein im Kampf gegen organisierte Arbeitsausbeutung in Süddeutschland“ handelt. Das Netzwerk habe über Jahre hinweg gezielt wirtschaftliche Schwachstellen ausgenutzt und sowohl den legalen Arbeitsmarkt als auch den Staat massiv geschädigt.

Auch der Innenminister von Baden-Württemberg äußerte sich am Freitagmorgen und bezeichnete die Aktion als „deutliches Signal, dass der Staat entschlossen gegen kriminelle Ausbeutungsnetzwerke vorgeht – unabhängig davon, wie professionell sie organisiert sind“.

Wie geht es weiter?

Die Ermittlungen befinden sich trotz der großen Aktion erst am Anfang einer umfassenden Aufarbeitung. Es wird erwartet, dass die Auswertung der sichergestellten Daten weitere Beschuldigte zutage fördern könnte – möglicherweise auch im Ausland.

Den Hauptverdächtigen drohen im Falle einer Verurteilung hohe Haftstrafen, insbesondere wegen bandenmäßiger Schleuserkriminalität, organisierter Steuerhinterziehung und Ausbeutung von Arbeitskräften.

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