Der Tod des achtjährigen Jungen ist uber zwei Wochen her. Das dröhnende Schweigen ist nicht mehr zu rechtfertigen, meint unser Autor in seinem Kommentar.
Ein kleiner Junge ist ermordet worden. Seit mehr als zwei Wochen trauern Eltern um ihren Sohn. Seitdem wuhlt der Tod von Fabian nicht nur eine ganze Region, sondern das ganze Land auf. Viele Menschen fragen sich, wer der Täter ist und was das Motiv seiner furchtbaren Tat ist.
Die zuständigen Ermittler von Staatsanwaltschaft und Polizei tun mit Sicherheit alles, um die Tat schnell und grundlich aufzuklären. Doch Fakt ist: Es gibt keine Festnahme und offenbar auch nach wie vor keinen dringend Tatverdächtigen.
Gleichzeitig gibt es keine Informationen und seit mehreren Tagen auch keine sichtbaren Entwicklungen mehr. Dabei geht gerade in der einheimischen Bevölkerung die berechtigte Sorge um, dass ein Kindermörder frei herumläuft.

Und hier beginnt das Problem: Es wäre in Ordnung gewesen, dass die Ermittler konsequent schweigen. Dann nämlich, wenn ihnen ganz geräuschlos eine schnelle Aufklärung gelungen wäre. Doch knapp drei Wochen nach Verschwinden des Jungen kann von „schnell“ keine Rede mehr sein.
Vielmehr muss man festhalten: Polizei und Staatsanwaltschaft haben den Fall bislang nicht gelöst. Was genauso schlimm ist: Sie drucken sich darum, die Öffentlichkeit an ihrer Arbeit teilhaben zu lassen. Naturlich mussen und können die Ermittler nicht jedes Detail, jede Überlegung, jede Befragung preisgeben. Doch bei aller gebotenen Zuruckhaltung: Die dauerhafte Behauptung, aus „ermittlungstaktischen Grunden“ einfach uberhaupt nichts sagen zu können, wirkt mittlerweile fadenscheinig und bewusst verbergend. Es muss die Frage erlaubt sein, ob sich die Staatsanwaltschaft nicht vielmehr um die unangenehme Aufgabe druckt, Worte fur den aktuellen Stand der Ermittlungen finden zu mussen.
Doch so leicht sollten es sich die Ermittler nicht machen. Die Strafjusitz hat eine öffentliche Funktion. Als Teil des Staates handelt sie letztlich im Auftrag der Bevölkerung. Damit geht auch die Verpflichtung einher, diese Bevölkerung uber das eigene Handeln transparent zu informieren. Dieser Verpflichtung werden Staatsanwaltschaft und Polizei im Fall Fabian aktuell nicht gerecht. Stattdessen wird das legitime Interesse der Öffentlichkeit abgekanzelt. Diese Attitude passt nicht zu dem Bild, das die Justiz eines freiheitlich-demokratischen Staates abgeben sollte.

Das ist Fabian, seine Mutter stellte das Bild zur Verfugung. (Foto: Privat)
Die Ermittler tragen durch ihr Verhalten zumindest eine Mitverantwortung dafur, dass im Netz wilde Spekulationen kursieren. Dass sich dubiose und selbsternannte Privatermittler berufen fuhlen, in die Ermittlungen mit einzusteigen. Dass Eltern in und um Gustrow in Angst vor einem frei laufenden Mörder leben.
Dabei könnte eine wache und mitgenommene Öffentlichkeit sogar einen Beitrag zum ersehnten Ermittlungserfolg leisten. Und auch der brodelnden Geruchtekuche ließe sich doch viel leichter ein Riegel vorschieben, wenn es offizielle Informationen zum Stand der Ermittlungen gäbe.
Darum wäre es fur die Ermittler ratsam, ihr Schweigen zu brechen und die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen, wie es um die Suche nach Fabians Mörder steht. Auch wenn dazu ganz offensichtlich der bittere Satz gehört, dass er oder sie noch nicht gefunden wurde, oder sogar, dass man im Dunkeln tappt.
Hinweis: Bei diesem Text handelt sich um einen Kommentar und damit um die subjektive Sicht unseres Autors.




