Berlin – Nach monatelangen politischen Debatten uber Migration und Asyl zieht Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) eine erste positive Bilanz: Die Zahl der Asyl-Erstanträge in Deutschland ist im Oktober deutlich zuruckgegangen. Laut internen Regierungsdaten, die nun bekannt wurden, gingen die Anträge im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 55 Prozent zuruck.
📉 Ein markanter Rückgang
Im Oktober dieses Jahres wurden 8.823 Asyl-Erstanträge gestellt – im gleichen Monat des Vorjahres waren es noch 19.785 gewesen. Auch die Zahl der Folgeanträge ist laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gesunken. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits im Sommer begonnen hatte: ein stetiger Rückgang der Asylzahlen, nachdem sie zuvor mehrere Jahre in Folge gestiegen waren.
Innenminister Dobrindt erklärte dazu:
„Unsere Migrationswende wirkt. Wir haben die Pull-Faktoren und die Magnetwirkung Deutschlands auf die illegale Migration erheblich reduziert.“
Er verwies auf die verschärften Grenzkontrollen, die Ausweitung sicherer Herkunftsstaaten und neue Rückführungsabkommen mit Drittstaaten. Zudem seien Leistungen für Asylbewerber teilweise gekürzt worden, um Anreize für irreguläre Migration zu senken.

🔍 Maßnahmen und politische Strategie
Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Monaten ein ganzes Bündel an Maßnahmen auf den Weg gebracht:
-
Stärkere Grenzkontrollen, insbesondere zu Polen, Tschechien und der Schweiz.
-
Schnellverfahren an den Grenzen, um aussichtslose Asylanträge zugiger abzulehnen.
-
Abkommen mit Transitländern wie Albanien, Georgien und Marokko, um Rückführungen zu beschleunigen.
-
Reduzierte Sozialleistungen für Asylbewerber während der ersten Monate ihres Aufenthalts.
Laut Dobrindt zeigen diese Schritte nun Wirkung. „Wir sehen, dass sich weniger Menschen auf den Weg machen. Deutschland ist kein Magnet mehr für illegale Migration“, sagte der CSU-Politiker.

⚖️ Kritik von Opposition und Menschenrechtsorganisationen
Nicht alle teilen diese Einschätzung. Die Opposition im Bundestag reagierte gespalten. Vertreter der Grünen und der Linkspartei warfen Dobrindt „Selbstbeweihräucherung“ vor und kritisierten, dass die Maßnahmen auf Kosten des Asylrechts gingen.
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann sagte:
„Es mag sein, dass die Zahlen sinken, aber das ist kein Erfolg, wenn Menschen dadurch gezwungen sind, gefährlichere Routen zu nehmen oder in Lagern an den EU-Außengrenzen festsitzen.“
Auch Amnesty International äußerte sich besorgt über die Folgen der sogenannten „Migrationswende“. Die Organisation warnt, dass verstärkte Abschiebungen und Grenzkontrollen das Risiko für Flüchtlinge erhöhen könnten, Opfer von Gewalt oder Ausbeutung zu werden.
📊 Leichte Schwankungen, klare Tendenz
Während die Gesamtzahlen im Oktober deutlich gesunken sind, zeigt die Statistik im Wochenvergleich leichte Schwankungen. So wurden im September rund 9.200 Erstanträge registriert, im August knapp 10.000. Dennoch bleibt der Trend über die letzten sechs Monate eindeutig rückläufig.
In den Behörden rechnet man auch für den Winter mit stabilen oder weiter sinkenden Zahlen – nicht zuletzt wegen der strengeren Kontrollen auf der Balkanroute und der verbesserten Zusammenarbeit mit Frontex, der europäischen Grenzschutzagentur.
🗣️ Zwischen Erfolgsmeldung und Realität
Dobrindt sprach am Freitag von einem „Wendepunkt in der deutschen Migrationspolitik“. Nach Jahren steigender Zuwanderung sei nun „eine Phase der Steuerung und Ordnung“ erreicht.
Kritiker erinnern jedoch daran, dass ähnliche Rückgänge in der Vergangenheit meist nur kurzfristig waren. Viel werde davon abhängen, ob die wirtschaftlichen und politischen Krisen in Herkunftsländern anhalten – und ob Europa in der Lage ist, eine gemeinsame Asylpolitik durchzusetzen.
Fakt ist: Die Asylzahlen sind so niedrig wie seit 2015 nicht mehr. Ob das tatsächlich der Beginn einer dauerhaften Trendwende ist oder nur eine Momentaufnahme – das wird sich in den kommenden Monaten zeigen.




