Am Vorabend des mit Spannung erwarteten Champions-League-Duells zwischen PSV Eindhoven und dem italienischen Traditionsverein SSC Napoli hat sich die niederländische Stadt in ein Hochsicherheitsgebiet verwandelt. In einer groß angelegten Polizeiaktion wurden am Montagabend insgesamt 180 italienische Fußballfans festgenommen. Der Grund: Unruhiges Verhalten und der Verdacht auf geplante Ausschreitungen.
Großaufgebot der Polizei an der Fuutlaan
Kurz nach 18 Uhr eskalierte die Situation in der Nähe des Hauptbahnhofs, als eine größere Gruppe von Napoli-Anhängern an der Fuutlaan auffällig wurde. Nach Angaben der Polizei hätten sich die Fans „provokativ und unruhig“ verhalten, was die Beamten veranlasste, sofort einzugreifen, um mögliche Auseinandersetzungen im Keim zu ersticken.
Innerhalb weniger Minuten ruckten mehrere Dutzend Polizeifahrzeuge an. Die Beamten, teils in Schutzwesten und Helmen, kesselten die Gruppe ein. Anschließend wurden die 180 Italiener in Bussen zum Polizeikommissariat an der Mathildelaan gebracht. Dort erfolgten Identitätsprufungen und Verhöre.
Ein Polizeisprecher erklärte: „Wir wollen herausfinden, wer diese Personen sind und ob sie Teil einer organisierten Fangruppe sind, die gezielt Unruhe stiften wollte.“
Sicherheitszone und präventive Maßnahmen
Die Stadt Eindhoven hatte bereits Stunden zuvor reagiert und das Stadtgebiet rund um das Philips-Stadion sowie den Bahnhof als Sicherheitsrisikozone ausgewiesen.
Diese Einstufung erlaubt der Polizei präventive Personenkontrollen und Durchsuchungen, um potenzielle Gewaltausbruche zu verhindern. Die Maßnahme trat am Montag um 17 Uhr in Kraft und bleibt bis Mittwochabend gultig.
Laut Polizei diente der Einsatz nicht einer direkten Konfrontation, sondern sollte einer Eskalation vorbeugen. „Die Gruppe zeigte ein Verhalten, das Anlass zur Sorge gab. Wir wollten handeln, bevor es zu spät ist“, hieß es in einer Stellungnahme.
Neben den italienischen Anhängern wurden auch vier PSV-Fans an anderer Stelle der Stadt festgenommen. Ihnen wird ebenfalls Störung der öffentlichen Ordnung vorgeworfen.

Angespannte Stimmung vor dem Spiel
Die Begegnung zwischen PSV und Napoli, die am Dienstagabend im Rahmen der Champions League ausgetragen wird, sorgt bereits seit Tagen fur erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Fruhere Duelle zwischen niederländischen und italienischen Fangruppen waren in der Vergangenheit häufig von Gewalt, Randalen und Sachbeschädigungen begleitet.
Ein Anwohner schilderte die Situation:
„Überall waren Polizeibusse, Beamte in Schutzkleidung – es war ein beeindruckender, aber auch beängstigender Anblick. Zum Gluck blieb es friedlich, nachdem die Italiener abgefuhrt wurden.“
Kein direkter Zusammenstoß – Ermittlungen laufen
Trotz der massiven Festnahmen kam es nach Polizeiangaben nicht zu direkten Zusammenstößen zwischen Anhängern beider Mannschaften. Die Lage in der Innenstadt blieb weitgehend ruhig.
Die Ermittler prufen nun, ob sich die Napoli-Fans uber soziale Netzwerke wie Telegram oder WhatsApp abgesprochen hatten, um sich gezielt in Eindhoven zu treffen. In der Vergangenheit kam es bei europäischen Spielen wiederholt zu sogenannten „verabredeten Schlägereien“ zwischen Hooligan-Gruppen.
Ein Großteil der 180 festgenommenen Italiener wird voraussichtlich nach der Befragung wieder freigelassen, sofern ihnen keine strafbaren Handlungen nachgewiesen werden können.
Eindhoven bleibt Hochsicherheitsgebiet
Die Stadtverwaltung bestätigte, dass alle Sicherheitsmaßnahmen bis nach dem Spiel in Kraft bleiben. Neben den Personenkontrollen sind Drohnenuberwachung und mobile Kamerasysteme im Einsatz, um das Stadtgebiet in Echtzeit zu beobachten.
Burgermeister Jeroen Dijsselbloem appellierte in einer kurzen Erklärung an die Fans:
„Fußball lebt von Leidenschaft, aber sie darf niemals in Gewalt umschlagen. Wir erwarten von allen, dass sie unsere Stadt mit Respekt behandeln.“

Erinnerungen an fruhere Ausschreitungen
Eindhoven hat Erfahrung mit Fußballgewalt: 2016 eskalierten die Feierlichkeiten nach einem Europa-League-Spiel gegen Atlético Madrid. Damals wurden mehrere Cafés verwustet, Dutzende Menschen verletzt und erhebliche Sachschäden verursacht.
Die Behörden wollten dieses Mal kein Risiko eingehen – und die Entscheidung zum fruhzeitigen Eingreifen scheint sich ausgezahlt zu haben.
„Wir wissen, dass Fans ihre Mannschaft unterstutzen wollen“, sagte ein Sprecher der Polizei, „aber das muss im Rahmen der Gesetze geschehen. Wir dulden keine Aggression und keinen Vandalismus – weder auf den Tribunen noch auf den Straßen.“
Ein Zeichen fur Europas Fußballszene
Mit der groß angelegten Festnahme von 180 Napoli-Fans sendet die niederländische Polizei ein deutliches Signal an Fußball-Rowdys in ganz Europa: Gewalttätiges oder provokatives Verhalten wird nicht länger toleriert.
Ob die Maßnahmen tatsächlich zur Deeskalation beitragen oder die Spannungen zwischen internationalen Fangruppen weiter verschärfen, bleibt abzuwarten – doch eines ist sicher:
Eindhoven hat sich auf einen Fußballabend vorbereitet, der unter strengster Beobachtung steht.




