Die deutsche Grenzpolizei entdeckte die Leiche eines 20-jährigen Ukrainers, der seit Tagen verwest war. Vermutlich floh er vor der allgemeinen Mobilmachung und suchte ein neues Leben voller Träume, doch …
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Die deutsche Grenzpolizei entdeckte die Leiche eines 20-jährigen Ukrainers, der seit Tagen verwest war. Vermutlich floh er vor der allgemeinen Mobilmachung und suchte ein neues Leben voller Träume, doch …

Ein 20-Jähriger stirbt auf der Flucht vor dem Krieg und seinen Pflichten – die Bundespolizei steht vor einem Rätsel

Frankfurt (Oder) / Berlin. – Ein erschutternder Fund an der deutsch-polnischen Grenze sorgt fur Besturzung: Beamte der Bundespolizei entdeckten am Dienstagabend nahe der Stadt Frankfurt (Oder) die stark verweste Leiche eines jungen Mannes. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen 20-jährigen Ukrainer, der offenbar versucht hatte, illegal nach Deutschland zu gelangen.

Der Leichnam lag in einem dichten Waldgebiet, nur wenige Hundert Meter von der Grenze entfernt. Spaziergänger hatten einen „intensiven Geruch“ bemerkt und die Polizei alarmiert.


Ein Körper im Wald – das Ende einer Flucht

Als die Einsatzkräfte eintrafen, bot sich ihnen ein Bild des Grauens: Der junge Mann lag zwischen Bäumen, bedeckt von Laub und Erde. Seine Kleidung war durchnässt, an seinem Rucksack fanden die Ermittler ukrainische Dokumente.

„Der Zustand der Leiche deutet darauf hin, dass der Tod bereits vor mehreren Tagen eingetreten ist“, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder). „Eine eindeutige Todesursache steht derzeit noch nicht fest.“

Spuren von Gewalt oder Fremdeinwirkung seien bislang nicht festgestellt worden. Allerdings lasse sich auch ein Ungluck – etwa Erschöpfung, Unterkuhlung oder Dehydrierung – nicht ausschließen.


Flucht vor der Einberufung – ein riskanter Weg nach Westen

Laut ersten Ermittlungen war der 20-Jährige ukrainischer Staatsburger aus der Region Dnipro. Freunde berichteten, dass er vor rund zwei Wochen sein Elternhaus verlassen habe. Offenbar wollte er der Mobilmachung in der Ukraine entgehen, die Männer zwischen 18 und 60 Jahren verpflichtet, im Krieg gegen Russland zu dienen.

Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 haben Hunderttausende ukrainische Männer versucht, sich der Einberufung zu entziehen – viele fliehen uber Moldau, Rumänien, Ungarn oder Polen in Richtung Westeuropa.

Offiziell durfen Männer im wehrfähigen Alter die Ukraine nicht verlassen. Doch immer wieder versuchen einige, illegal uber Grenzen zu gelangen – teils mit gefälschten Papieren, teils uber gefährliche Routen durch Wälder, Flusse oder Gebirge.

Fur den 20-Jährigen endete diese Flucht nun tödlich.


Ein junger Mensch mit Träumen – und Angst

Laut Aussagen seiner Bekannten träumte der junge Mann – sein Name wird von den Behörden aus Rucksicht auf die Familie nicht veröffentlicht – von einem Neuanfang in Westeuropa. Er habe in Polen Arbeit suchen oder nach Deutschland weiterreisen wollen, „um einfach ein normales Leben zu fuhren“.

Ein Freund aus der Ukraine schrieb in einem sozialen Netzwerk:

„Er wollte kein Held werden, sondern nur leben. Er hatte Angst – so wie viele von uns. Aber er war mutig genug, zu gehen.“

Die Familie des Verstorbenen wurde uber das ukrainische Konsulat in Berlin informiert. Sie steht unter Schock.


Ermittlungen zur Todesursache laufen

Die Leiche wurde zur Obduktion in die Rechtsmedizin nach Brandenburg gebracht. Die Ermittler hoffen, dadurch Hinweise zu erhalten, wie der junge Mann starb – und ob jemand ihn begleitet oder zuruckgelassen hat.

„Wir gehen momentan davon aus, dass er sich allein im Grenzgebiet befand“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. „Es gibt jedoch Hinweise, dass er möglicherweise Teil einer kleinen Gruppe war, die sich in der Dunkelheit trennte.“

In den vergangenen Monaten kam es in den Wäldern entlang der deutsch-polnischen Grenze mehrfach zu Funden von Migranten, die erschöpft, verletzt oder unterkuhlt waren. Viele stammen aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine.


Ein Schicksal stellvertretend fur viele

Der Tod dieses jungen Ukrainers steht sinnbildlich fur das Dilemma vieler Männer in seinem Alter: zwischen der Pflicht zur Verteidigung des eigenen Landes und dem Wunsch, dem Krieg zu entkommen.

Menschenrechtsorganisationen warnen seit Monaten, dass die moralische und psychische Belastung junger Ukrainer enorm sei. „Viele leben in permanenter Angst vor der Einberufung“, sagt Anastasia Petrenko, Vertreterin der Organisation Voices of Peace. „Sie wollen kein Verräter sein – aber sie wollen auch nicht sterben. Diese innere Zerrissenheit zerstört viele Leben.“

Der Krieg, der bald in sein viertes Jahr geht, hat nicht nur Städte verwustet, sondern auch Familien zerrissen, Träume zerstört und unzählige junge Menschen zu Fluchtlingen im eigenen Kontinent gemacht.


Politische und gesellschaftliche Reaktionen

Aus Berlin und Brussel gab es erste Reaktionen auf den tragischen Fall. Ein Sprecher des deutschen Innenministeriums erklärte am Mittwoch:

„Wir wissen um die schwierige Lage vieler ukrainischer Burger. Dieser Tod zeigt auf dramatische Weise, dass Krieg immer auch die Schwächsten trifft.“

In den sozialen Medien sorgte der Fall fur heftige Diskussionen. Während einige Verständnis äußern, verurteilen andere die Fluchtversuche junger Männer aus der Ukraine als „Verrat“.

Ukrainische Behörden betonen unterdessen, dass Fahnenflucht ein schweres Vergehen bleibt. Doch auch dort wächst die Zahl der Stimmen, die eine menschlichere Behandlung von Deserteuren fordern.


Eine stille Tragödie an Europas Rand

Am Fundort, tief im brandenburgischen Wald, brennen inzwischen Kerzen. Polizisten legten eine kleine Blume nieder – ein stilles Zeichen des Mitgefuhls.

Ein älterer Förster, der bei der Bergung half, sagt leise:

„Er hätte mein Sohn sein können. Zwanzig Jahre – das ist kein Alter zum Sterben.“

Die Ermittlungen dauern an. Bis zur endgultigen Klärung wird der Körper des jungen Ukrainers in Deutschland bleiben. Seine Familie hofft, ihn bald in die Heimat uberfuhren zu können.


Ein letztes Bild

In seinem Rucksack fanden die Ermittler ein zerknittertes Foto: ein junger Mann, ein Mädchen, ein Hund – offenbar aufgenommen im Sommer, irgendwo in der Ukraine. Auf der Ruckseite steht handgeschrieben:

„Bis bald, mein Freund. Wir schaffen das.“

Ein Satz, der nun bitter klingt.

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