Italien stoppt Auslieferung von mutmaßlichem Nord-Stream-Saboteur – Politisches Beben in Berlin
In einem hochbrisanten Schritt hat die italienische Justiz die Auslieferung eines mutmaßlich am Nord-Stream-Anschlag beteiligten Mannes nach Deutschland gestoppt. Der 44-jährige Ukrainer Dmytro Y. war im August in Neapel festgenommen worden und sollte ursprunglich an deutsche Behörden uberstellt werden – doch nun kommt alles anders.
Laut Berichten der italienischen Zeitung La Repubblica habe der oberste Kassationsgerichtshof in Rom entschieden, dass eine Übergabe an Deutschland „nicht rechtmäßig“ sei, da Zweifel an der Beweislage sowie politische Implikationen bestunden.
Das sorgt fur heftige Reaktionen in Berlin, wo Sicherheitskreise gehofft hatten, durch die Auslieferung des Mannes neue Erkenntnisse uber die Urheber des spektakulären Anschlags zu erhalten.
Erinnerung an einen beispiellosen Sabotageakt
Im September 2022 wurden die Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee durch mehrere Explosionen zerstört. Bis heute gibt es keine eindeutige Klärung, wer hinter dem Sabotageakt steckt – Russland, die Ukraine, westliche Geheimdienste oder „private Akteure“? Jede These ist politisch hochsensibel.
Dmytro Y. soll laut deutschen Ermittlungsbehörden an der Organisation einer verdeckten Tauchmission beteiligt gewesen sein, bei der Sprengladungen an den Pipelines angebracht wurden. Seine Spuren fuhrten uber gefälschte Pässe, Charter-Yachten und Aufenthalte in Polen und Deutschland. Die Bundesanwaltschaft stutzt sich auf monatelange Ermittlungen in Zusammenarbeit mit europäischen Partnerdiensten.

Italiens Entscheidung sorgt fur diplomatische Verstimmungen
Die Entscheidung Italiens wird in Berlin als „Affront gegen die europäische Sicherheitskooperation“ gewertet. Aus dem Bundesjustizministerium hieß es am Mittwochabend, man sei „uberrascht und enttäuscht“.
Hinter den Kulissen wird bereits spekuliert, dass der Druck aus Kiew oder Brussel eine Rolle gespielt haben könnte. Offiziell betont Italien, dass man „rein juristisch“ entschieden habe – doch politisch wirkt es wie ein Misstrauensvotum gegen Deutschlands Rolle in den Ermittlungen.
Der außenpolitische Sprecher der CDU, Norbert Röttgen, sprach von einem „gefährlichen Signal an alle Staaten, die die Wahrheit uber Nord Stream verhindern wollen“. Auch die AfD kritisierte das „Versagen der Ampel-Regierung, internationale Partner zu uberzeugen“.
Was bedeutet das fur die Aufklärung des Anschlags?
Die Auslieferung von Dmytro Y. galt als Schlussel zu möglichen neuen Beweisen. Ohne seinen Zugriff könnten wichtige Verbindungen im Dunkeln bleiben – zumal viele digitale Spuren mittlerweile gelöscht oder nicht mehr verfugbar seien.
Der Anschlag auf Nord Stream ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein strategisches Desaster fur Europa – und seine Aufklärung ein zentrales Anliegen westlicher Demokratien. Dass nun ein mutmaßlich Beteiligter nicht verhört werden kann, sei laut Experten „ein herber Ruckschlag fur die Rechtsstaatlichkeit“.
Ausblick
Es bleibt unklar, ob Deutschland gegen die Entscheidung Italiens rechtlich vorgehen kann – oder ob diplomatische Verhandlungen den Fall noch wenden. Sicher ist: Der Nord-Stream-Anschlag bleibt ein geopolitischer Brennpunkt. Und die Suche nach der Wahrheit wird immer mehr zum internationalen Kraftakt.




