„White Tiger“ – Die schockierende Wahrheit hinter der Mordanklage
Es ist ein Fall, der ganz Deutschland erschüttert: Unter dem Pseudonym „White Tiger“ soll ein junger Mann aus Hamburg über Jahre hinweg Kinder und Jugendliche psychisch manipuliert, missbraucht und zu schrecklichen Taten getrieben haben – bis hin zum Selbstmord eines 13-jährigen Jungen aus den USA. Nun hat die Hamburger Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 21-jährigen Shahriar J. erhoben. Die Ermittler sprechen von einem Ausmaß an Grausamkeit, das selbst erfahrene Kriminalbeamte fassungslos macht.

Eine erschreckende Masche
Unter dem Namen „White Tiger“ bewegte sich Shahriar J. in dunklen Ecken des Internets – auf Plattformen, wo sich psychisch labile Jugendliche aufhielten. Dort baute er über Monate hinweg ein Verhältnis zu seinen Opfern auf, gab sich als verständnisvoller Freund oder sogar als potenzieller Partner aus. Mit geschickter Manipulation und emotionaler Abhängigkeit brachte er sie dazu, selbstverletzende Handlungen vor laufender Kamera zu begehen – zunächst kleine, später immer schwerere.
Die Ermittler berichten, dass er dabei ein System aus Drohung und psychischer Kontrolle aufbaute. Wer nicht gehorchte, dem drohte er, private Bilder oder Chatverläufe zu veröffentlichen. Einige Opfer glaubten, sie stünden in einer exklusiven Beziehung zu ihm – dabei war alles Teil eines grausamen Spiels.
Opfer in mehreren Ländern
Die Dimension des Falls ist international. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden mehr als 30 Opfer identifiziert – Kinder und Jugendliche aus Deutschland, den USA, Kanada und Großbritannien. In einem besonders tragischen Fall soll Shahriar J. einen 13-jährigen Amerikaner in den Suizid getrieben haben.
Die Ermittler sprechen von insgesamt 204 Einzeltaten, darunter ein vollendeter Mord, fünf versuchte Morde, schwere Körperverletzungen, sexueller Missbrauch, Nötigung und Besitz sowie Verbreitung von Kinderpornografie. Die Anklageschrift umfasst über 200 Seiten – ein Beleg für die enorme Komplexität und Schwere der Verbrechen.
Doppelleben eines scheinbar unauffälligen jungen Mannes
Besonders verstörend ist die Diskrepanz zwischen dem Täterbild im Netz und seiner Realität. In Hamburg galt Shahriar J. als still, höflich und gebildet. Er lebte im Stadtteil Marienthal und soll zeitweise ein Medizinstudium an einer privaten Hochschule begonnen haben. Niemand in seiner Umgebung ahnte, dass der junge Mann nachts als „White Tiger“ ein digitales Terrorregime über Minderjährige führte.
Als Ermittler im Juni 2025 seine Wohnung durchsuchten, fanden sie nicht nur Datenträger mit Tausenden von Chatprotokollen, Videos und Fotos, sondern auch Waffen – darunter Messer, Schlagringe und einen Totschläger. Alles deutet darauf hin, dass der Täter nicht nur online, sondern auch im echten Leben gefährlich war.
Ein internationales Netzwerk?
Die Hamburger Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass Shahriar J. nicht allein handelte. Hinweise deuten auf eine mögliche Verbindung zu einer internationalen Gruppe namens „764“, die im Darknet aktiv sein soll und sich auf die gezielte Manipulation und sexuelle Ausbeutung Minderjähriger spezialisiert hat. Auch das FBI und europäische Polizeibehörden sind in die Untersuchungen eingebunden.
Ein ehemaliger FBI-Agent kritisierte in einem Interview, die deutschen Behörden hätten zu spät reagiert. Bereits 2023 seien Beweise gegen den Verdächtigen vorgelegt worden, doch die Festnahme habe sich um Monate verzögert. Ob tatsächlich organisatorische Fehler begangen wurden, soll nun ebenfalls geprüft werden.
Der bevorstehende Prozess
Der Prozess gegen Shahriar J. soll vor der Jugendkammer des Landgerichts Hamburg stattfinden – ein Hinweis darauf, dass ein Teil seiner Taten noch als Heranwachsender begangen wurde. Aufgrund der sensiblen Inhalte und des jugendlichen Alters vieler Opfer wird der Prozess voraussichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.
Der Vorsitzende Richter Stefan Philipp steht vor einer schwierigen Aufgabe: Wie lässt sich Gerechtigkeit für die Opfer herstellen, wenn viele von ihnen schwer traumatisiert sind und manche sich kaum trauen, auszusagen? Fachleute befürchten, dass der Prozess Monate dauern könnte.
Gesellschaftliche Reaktionen
In Deutschland löst der Fall eine Welle der Bestürzung aus. Eltern, Pädagogen und Politiker fordern strengere Kontrollen für Online-Plattformen, auf denen Kinder leicht in gefährliche Chatgruppen geraten können. Experten betonen, dass psychisch instabile Jugendliche besonders anfällig für Manipulation durch Online-Täter sind – und dass es dringend mehr Aufklärung in Schulen und Familien brauche.
Zugleich wird über die Verantwortung sozialer Medien diskutiert. Viele fragen sich, wie ein Täter über Jahre hinweg in Livestreams agieren konnte, ohne entdeckt zu werden.

Fazit
Der Fall „White Tiger“ zeigt auf erschütternde Weise, wie gefährlich digitale Täuschung sein kann. Was mit harmlosen Chats beginnt, kann in psychischem Terror, Missbrauch und Tod enden. Für die Gesellschaft bleibt die Aufgabe, Kinder besser zu schützen – und den Opfern eine Stimme zu geben.
Shahriar J. sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Sollte sich die Anklage bestätigen, droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe. Doch für viele Opfer und ihre Familien wird kein Urteil der Welt das Leid vollständig wiedergutmachen können.




